STADTGESPRÄCH

Der letzte trockene Tag vor diesem verregneten Wochenende fiel nicht nur auf einen Donnerstag, sondern auch auf einen Feiertag. Und was macht man am Tag vor einem letzten trockenen Feiertag? Richtig, man kauft Grillfleisch ein.

Und natürlich ein paar Paprikaschoten und Champignons, fürs Gewissen. Aber um Gemüse soll's hier gar nicht gehen, denn das gibt's im Supermarkt an der Selbstbedienungstheke. Grillfleisch nicht. Für Grillfleisch muss man anstehen. Und die lange Schlange an der Supermarkt-Theke beruhigt gleich noch einmal das schlechte Gewissen: Man ist nicht alleine, auch andere laufen nicht zum Biometzger, sondern kaufen günstige Schweineschwenker für 6,99 das Kilo. Kaufen? Entschuldigung, "würden kaufen" muss es natürlich heißen. Zumindest eine halbe Stunde vor Ladenschluss. Denn die Kunden, die sich am Vorvatertagstag um 19.30 Uhr an der Fleischtheke eines Tarforster Supermarkts sammeln, kommen gar nicht dazu, ihre Wünsche Fleisch werden zu lassen. Vielmehr müssen sie zuschauen, wie drei von vier Fachverkäuferinnen hektisch die Kühlplatten und Schalen leer räumen. Für Masochisten vielleicht ein schönes Erlebnis, für alle anderen nicht. Einen Lichtblick gibt es allerdings: Eine der vielen Verkäuferinnen fragt brav "Was darf's denn sein?" und versucht, das im rückwärtigen Kühllager zu finden, was ihre drei überfleißigen Kolleginnen gerade dort versteckt haben. Findet sie es nicht, sagt sie: "Tut mir leid, ist schon weggeräumt." Zögerlich und vorsichtig vom wartenden König Kunden auf diese seltsame Arbeitsweise angesprochen, antwortet ihre Kollegin salopp: "In den Kühltruhen vorne gibt's auch Fleisch." Vielleicht sollte man am nächsten Grillvorabend doch im kleinen Metzgerladen an der Ecke einkaufen. Christiane Wolff

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