STADTGESPRÄCH

Es war im Januar 2004, als ein sichtlich stolzer Kulturdezernent die neue "Dachmarke" der Trierer Kultur vorstellte. Der Slogan "antike.aktuell" in modischer Kleinschrift mit schickem Internet-Flair samt Kaiserthermen-Silhouette und Porta-Zeichnung sollte für die "Kulturstadt Trier" werben.

Das Signet werde fortan auf möglichst vielen Trierer Veranstaltungs-Publikationen prangen, kündigte Ulrich Holkenbrink optimistisch an, und so "den Wiedererkennungswert der Marke Trierer Kultur entscheidend fördern". Als diese Woche in den lichtlosen Katakomben des Thermenmuseums unter fröhlichem Kinderlärm von der benachbarten "Phänomenon"-Ausstellung das Programm für den Römischen Kultursommer in den antiken Stätten Triers vorgestellt wurde, erinnerte sich der Dezernent wieder mal an sein Lieblingskind und hob, freundlich nickend, die Bedeutung der Dachmarke hervor. Dabei hatte er zuvor offenbar keinen Blick in die Presse-Mappe geworfen. Denn dort sucht man das Signet "antike.aktuell" vergebens. Dass auf Ingo Popps Open-Air-Plakaten der Verweis auf die "Kulturstadt Trier" fehlt, verwundert dabei noch am wenigsten. Aber auch die neue Antikenfestspiel-Werbelinie des (städtischen) Theaters enthält zwar allerlei Logos, aber nicht das nämliche. Auf den Einladungen zu den Erlebnis-Führungen in Thermen, Porta und Amphitheater hat sich die Tourist-Information mit ihrem Signet verewigt, für "antike.aktuell" war kein Platz. Selbst beim Internet-Ausdruck zur stadt-eigenen Veranstaltung "Brot und Spiele" fehlt die Dachmarke. In der Tat, das sei "ein Problem", räumte der darob befragte Dezernent ein, während einige der anwesenden Kulturszene-Größen Mühe hatten, ein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken. Zwar gebe es die Dachmarke, aber leider "keine Manpower, die sich darum kümmert". Holkenbrink ringt zurzeit um das Personal für die Dachmarken-Pflege, aber auch für die Vorbereitung fürs Kulturhauptstadtjahr 2007. Manchmal wäre es aber gar nicht so aufwändig mit der Dachmarke. Zum Beispiel beim Prospekt für den städtischen "Sommertreff". Doch selbst da präsentiert man das eigene Aushängeschild schwarz-weiß, in drei (!) Quadratzentimetern Größe, den Slogan nur mit Lupe lesbar, auf Seite 3 unten rechts in der Ecke. Aber immerhin - gleich neben dem Grußwort des Kulturdezernenten. Dieter Lintz

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