STADTGESPRÄCH
Gleich zwei Großereignisse boten diese Woche reichlich Gesprächsstoff in Trier. Aber sowohl beim großherzoglichen Besuch aus Luxemburg wie auch beim Münte-Gastspiel im Karl-Marx-Haus gab es jenseits des offiziellen Protokolls nur ein einziges - vorzugsweise hinter vorgehaltener Hand angesprochenes - Thema: die Kandidatur von Klaus Jensen bei der Trierer Oberbürgermeisterwahl.
Vor allem die ansonsten schwer gebeutelten Genossen zeigten dabei strahlende Mienen. Partei-Senior Christoph Grimm versprühte beim Empfang der Königlichen Hoheiten eine derart gute Laune, dass man fast annehmen musste, der Großherzog hätte ihm für die bevorstehende Zeit des parlamentarischen Ruhestands den Posten des Luxemburger Generalkonsuls in der Toskana angeboten. Grimms Grinsen ist verständlich. Noch vor Jahresfrist blickte er zwischen Porta und Augustinerhof auf eine sozialdemokratische Wüste. Kein schöner Anblick, vor allem, wenn man selbst Bewässerungs-Beauftragter war. Dann engagierte er das Ehepaar Dreyer/Jensen quasi als Marianne und Michael von Trier, und seither sieht die volkstümliche Hitparade der einheimischen CDU so alt aus wie Karl Moik gegenüber Florian Silbereisen. Wenn es kommt, wie die Sozis hoffen, dann wird die ganze Stadt und das halbe Land demnächst aus dem Schammatdorf regiert. Eine Horror-Vorstellung für die brave Christdemokratie. In der CDU-Fraktion grummelt es, Metzgermeister Berti Adams hat Mühe, den Deckel auf dem Wurstkessel zu halten. Altgediente Hinterbänkler schwärmen unter Anmahnung größter Vertraulichkeit gegenüber Journalisten schon von einer "attraktiven Kandidatin, so was wie die Barley in Trier-Saarburg, das hat doch gut funktioniert". Ein anderer raunt, pssst, Namen wie "Läsch-Weber" (Landrätin in Bernkastel-Wittlich) oder "Collin-Langen" (Oberbürgermeisterin in Bingen). Die Zukunft der Union ist offenbar für manchen Parteigänger nicht nur in Berlin weiblich. Die Verwirrung in den einst geschlossenen Reihen rührt auch daher, dass der ansonsten alles regelnde Übervorsitzende Christoph Böhr durch bundes- und landespolitische Aufgaben fast rund um die Uhr im Einsatz ist. Am Dienstag bückte er sich beim Erdbeerpflücken der CDU Mainz-Dreis, am Mittwoch übergab er 100 Fußbälle (Nix Politik?) an den Partnerschaftsverband Ruanda, am Donnerstag debattierte er beim "Schlossgespräch der Adenauer-Stiftung", dazwischen trat er in einer NDR-Live-Sendung auf. Da bleibt wenig Zeit, um in Trier nach dem Rechten zu sehen. Was die gute Stimmung im Jensen-Lager weiter gefördert hat, ist nicht nur der reichliche Zuspruch, von dem der Bewerber stolz berichtet. Es ist vor allem das Festhalten der CDU an ihrem Kandidaten-Aufstellungs-Fahrplan. "Damit", sagt ein Vertrauter, "hat der Klaus bis zum Jahresende das Feld für sich allein." Und das beackert er schon fleißig. Beim Großherzog gab er seine Visitenkarte ab, bei Münte saß er in der ersten Reihe, als einziger Lokalpolitiker - außer dem OB. Wenn das Trier-Forum nächste Woche seinen Preis für sinnvolle Stadtentwicklung vergibt, hält Jensen die Laudatio. Derweil üben seine potenziellen Konkurrenten Bernarding und Holkenbrink das parteiinterne Schnecken-Hindernisrennen./mic Dieter Lintz