Schlimme Sache

Zum Bericht "50 000 Euro für 5300 Überstunden" und dem Leserbrief "Bravo, Herr Schröer!" (TV vom 16. Februar):

Mag sein, dass Herr Schröer wie ein Kaufmann gehandelt hat, aber er ist kein Kaufmann, sondern Oberbürgermeister der Stadt Trier und hat sich, selbst wenn bei manchen Mitbürgern offensichtlich das erforderliche Rechtsverständnis abhanden gekommen ist, an gesetzliche Vorschriften zu halten. Die Stadt ist kein Gutshof und das Rathaus kein rechtsfreier Raum. Die Zahlung der ersten Rate von 50 000 Euro ist eine schlimme Sache: Ein für seine Aufgabe gut bezahlter Beamter suggeriert jahrelang, dass er selbstlos und uneigennützig zum Wohle der Stadt bis in die Nachtstunden in seinem Büro sitzt - und hat längst einen Deal vereinbart, nachdem gerade bei ihm wie bei keinem anderen sonst die Überstunden nicht verfallen, und er sie auch akribisch notiert, um sich nach seinem Ausscheiden alles bezahlen zu lassen, wobei noch zu erklären wäre, wie viele Raten in welcher Höhe denn vereinbart wurden. Wenn man als ehemaliger Schüler dieses Herrn Meyer dann auch noch weiß, wie er im Unterricht jede fehlerhafte Rechtsauslegung abgestraft hat, dann verschlägt es einem bei diesem "Geschäft" nur noch die Sprache. Der Beamte ist sozusagen einer gut bezahlten Nebentätigkeit nachgegangen, ohne sich auch nur von seinem Bürosessel erheben zu müssen. Für alle Bediensteten des Öffentlichen Dienstes, denen oftmals mehr als Hunderte von Überstunden gestrichen werden, ist dieser Deal ein Schlag ins Gesicht. Auch unter dem Gesichtspunkt der dramatisch hohen Arbeitslosigkeit bei gut ausgebildeten jungen Menschen ist das Verhalten der beiden Protagonisten verantwortungslos. Wenn es stimmt, dass durch die gute Arbeit des Finanz-Controllers Millioneneinsparungen erfolgen konnten, dann wäre es gerade kein finanzielles Problem gewesen, ein oder zwei Leute als Mitarbeiter des Herrn Meyer einzustellen. Dieser hätte somit einen geregelten Feierabend zum Wohle seiner Familie gehabt, arbeitslose junge Leute eine Stelle, eine Haushaltsstelle des OB wäre nicht für diese Art Zahlungen strapaziert worden, und wir Bürger dieser Stadt hätten uns über die soziale Verantwortung und lobenswerte Weitsicht unserer Stadtoberen gefreut. Schade, dass das Leben uns immer wieder eines anderen belehrt. Dieter Ackermann, Trier

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