Seltene Einigkeit

Zum Bericht "Erdgas: Politik lässt Stadtwerken freie Hand" (TV vom 7. August):

Das erlebt man auch nicht alle Tage, dass sich die Vertreter der Rathaus-Parteien in einem Punkt alle einig sind. Die Stadtwerke sollen nicht zum Wohle ihrer rund 24 000 Kunden auf Einnahmen verzichten müssen. Das bedeutet, dass die Interessen der Stadtwerke und der Minderheitseigner Saargas und RWE wichtiger sein sollen als die Interessen der Trierer Wirtschaft und der Trierer Bürger, die diese Parteien gewählt haben.

Ein Verzicht auf Preiserhöhungen würde nach der Meinung Jensens die Rechnung des einzelnen Kunden nur um wenige Euro senken. Aber wenn es ja nur um wenige Euro geht, dann können die Stadtwerke doch auf diese wenigen Euro verzichten. Es ist nicht einzusehen, wieso uns Bürgern die Interessen der Stadtwerke wichtiger sein sollten als unsere eigenen. Es wird viel von Gerechtigkeit geredet in den Verlautbarungen der Parteien, aber in Wirklichkeit geht es doch bei allen Beteiligten nur ums Geld. Die Stadtwerke wollen nicht auf ihre Gewinne verzichten, und wir Bürger wollen nicht die sein, die immer zahlen müssen. Wo bleibt denn die Gerechtigkeit in diesem Interessen-Konflikt, wenn Saargas und RWE ihre Gewinne vertraglich zugesichert bekommen, während die Bürger zur Kasse gebeten werden, um diese Gewinngarantie zu erfüllen?

Preiserhöhungen sind kein Naturgesetz. Sie sind Entscheidungen, die von Menschen in einem wirtschaftlichen Umfeld getroffen werden. Und diese wirtschaftliche Situation ermöglicht es den Stadtwerken, Preiserhöhungen durchzusetzen.

Sie erwarten von uns Kunden Verständnis und stellen die Situation als unausweichlich dar. Wir haben keine Möglichkeit, diese Preiserhöhungen weiterzugeben. Wir haben auch keine Möglichkeit, ihre Berechtigung zu überprüfen. Uns ist das Sinken des Lebensstandards zugedacht. Wenn betont wird, dass der größte Teil des Gewinns der Stadtwerke in Trier bleibt und die Stadtkasse stützt, so besagt das andererseits, dass fast die Hälfte des Gewinns nicht in Trier bleibt, sondern an die Konzernzentralen von Saargas und RWE geht. Es wird also nicht die Finanzkraft der Stadt gestärkt, sondern der Stadt wird Kaufkraft entzogen. Diesen Verlust an Kaufkraft spüren die Trierer Gewerbetreibenden, die nicht nur die Erhöhungen der Energiepreise verkraften müssen, sondern unter der sinkenden Kaufkraft der Bürger leiden.

Rüdiger Rauls, Trier

BI Strom, Gas, Bus und Müll

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