Sensation statt angemessener Information

Mit dem Artikel "Palaver auf dem Hauptmarkt" (TV vom 19. Juni) beschäftigen sich diese beiden Leser:

Der Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) hat im Frühjahr 2001 in Trier eine Tagung durchgeführt: Welches Bild hat die Öffentlichkeit von der Psychiatrie? Dabei ging es insbesondere um die Darstellung von psychisch kranken Menschen in der Berichterstattung der Medien. "Stigmatisieren die Medien?!" lautete der Beitrag der Autorin des Buches "Psychiatrie in der Zeitung". Der Bericht im TV "Palaver auf dem Hauptmarkt" könnte in diesem Zusammenhang als besonders erschreckendes Beispiel für eine unseriöse Berichterstattung angeführt werden. Hier geht es nicht um eine angemessene Information des Lesers, sondern um reinen Sensationsjournalismus auf Kosten eines kranken Menschen, dessen Persönlichkeitsrechte durch die Darstellung in einer Fotoserie eklatant verletzt werden. Alle Bemühungen, die Öffentlichkeit über die Probleme psychisch kranker Menschen aufzuklären, werden durch eine solche Darstellung gefährdet. Welcher Teufel hat wohl ihre Mitarbeiterinnen geritten, dass sie die journalistischen Anstandsregeln so außer Acht lassen? Ich finde es sehr bedauerlich, dass der TV sich heute zu einer solchen Berichterstattung herablässt. Es gab einmal andere Zeiten. Vor Jahren konnten wir zusammen mit ihm eine Aufklärungsserie über psychische Erkrankungen und ihre Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten gestalten. Es wäre zu wünschen, dass etwas Ähnliches wieder möglich wird, um den durch diesen Artikel entstandenen Eindruck zu korrigieren. Übrigens: der kommunale Vollzugsdienst ist keine Hilfspolizei, sondern eine selbstständige Einrichtung mit im Gesetz klar definierten Aufgaben, die dem Ordnungsamt zugeordnet ist. Das hätte ihre Mitarbeiterin nach ihren Recherchen bei der Stadtverwaltung wissen müssen.

Josef Bernardy, Trier,

Vorstandssprecher der

DGSP Rheinland-Pfalz

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