Spektakel mit Schwächen

Wenn die "Morituri", die "Todgeweihten", die Arena betreten und sie möglicherweise nur noch als in die Unterwelt verdammte Seele wieder verlassen, könnte man sich eine Frage stellen: Ist es moralisch tragbar, die mörderischen Massaker der Römerzeit derart zu verherrlichen und das einmalige historische Erbe der Stadt Trier, von der aus ein Imperium von Schottland bis nach Gibraltar kontrolliert wurde, auf diese Spiele im Amphitheater zu reduzieren und sie zu vermarkten?

Wer diese Frage mit "Nein" beantwortet, muss konsequenterweise fast die gesamte Unterhaltungsindustrie der Gegenwart ablehnen. Mancher fühlt sich schon durch die bloße Betrachtung von Porta Nigra, Thermen und Amphitheater erleuchtet, doch es gibt viele, denen das ganz einfach nicht reicht und deren Interesse erst durch spektakuläre Projekte wie dieses geweckt wird. Es gibt Raum für Verbesserungen, unnötige Längen in der Show gehören dazu. Doch "Brot und Spiele" ist trotz einiger Schwächen eine hervorragende Werbung für Trier - eine Entwicklung, an der mit Sicherheit nichts moralisch fragwürdig ist. j.pistorius@volksfreund.de

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