Stärker als der Tod!

Ein schmusendes Paar - offenbar glückliche junge Leute. Sein offener Blick und sein breites Lachen ziehen einen richtig in die Szene herein. Und dazu dieses Bibel-Zitat: "Stark wie der Tod ist die Liebe." Es stammt aus dem Hohelied im so genannten Alten Testament der Bibel. Das ist nur eine kleine Schrift in diesem dicken Buch - vier, fünf Seiten vielleicht. Den Namen "Gott" erwähnt dieses Hohelied der Liebe kein einziges Mal. Und spricht doch eigentlich ständig davon, wie zwei Menschen etwas von Gott erfahren: in Liebe und Sehnsucht, in der vorläufigen Enttäuschung und wenn sie einander suchen. Liebe als Gottes-Erfahrung; deswegen passt das Hohelied ganz gut in die Bibel. Und da ist dann eben auch der Satz: Stark wie der Tod ist die Liebe. Heftig. Ausgerechnet da, wo es um Leben und Liebe geht, fällt dem Dichter der Tod ein!? Ja, ausgerechnet da. Er hat nämlich die zwei stärksten Kräfte des menschlichen Lebens vor Augen: die Liebe eben - sie überrollt den Menschen regelrecht, ohne dass er oder sie sagen könnte, woher diese Macht eigentlich kommt. Und den Tod - der ist wenigstens genau so endgültig wie die Liebe. Ein Gegensatz-Paar auch, wo doch die Liebe gerade das Leben (er)zeugt, dem der Tod ein Ende setzen wird... Stark wie der Tod ist die Liebe: Als Christ will ich gern weitergehen. Die Liebe ist sogar stärker als der Tod. Wer einen geliebten Menschen an den Tod verloren hat, weiß das. In meiner Liebe bleibt der oder die Tote doch nah und lebendig bei mir. Und schon deswegen weiß meine Hoffnung auch: Jedenfalls Gottes Liebe wird stärker sein als mein Tod - in dieser Liebe werden wir leben. Egal übrigens, ob der tote Leib dann konventionell begraben sein wird oder zu Asche verbrannt im "Friedwald" einen Baum düngt; das ist nur der chemisch-biologische Aspekt. Die Liebe ist stärker: sie wird mich hindurchführen durch den Tod... altfried g. rempe Pastoralreferent/Redakteur altfried.rempe@bistum-trier.de

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