Standortbestimmung

"Wemgehört die Welt?" So heißt die Frage der Fastenaktion Misereor,und sie erfährt in dieser Fastenzeit, die auch Kriegszeit ist,eine besondere Bedeutung. Wenn es Christen in diesen sieben Wochen darum geht, bewusst innezuhalten, durchzuatmen, wieder Übersicht im Alltag zu gewinnen, dann geht es auch darum, den persönlichen Standort neu zu bestimmen, unser Verhältnis zu Mitmenschen, zur Schöpfung und zu Gott.

Mit dem Fasten wollen wir unsere Kräfte neu sammeln und bündeln, uns von Gott versöhnen und verwandeln lassen, damit auch unser Verhältnis zu den Mitmenschen wieder eine gute, lebens- und tragfähige Basis hat.

Nach der biblischen Tradition verstehen wir unter Fasten aber mehr: Es geht um das Eintreten für gerechte Verhältnisse und das Lösen von Fesseln des Unrechts. Lasten, die die Menschen niederdrücken, sollen beseitigt werden, die Sorge muss den Armen und Schwachen, den Hungernden und den Obdachlosen gelten.

Während Fasten die Zeit der Solidarität, der Sorge umeinander, des Teilens ist, zerstört der Krieg Menschen und Lebensräume, Gottes Schöpfung. Der Irak-Krieg führt es uns wieder vor Augen: Wir sehen die Zerstörungen, mehr noch: Wir erahnen die Ängste der Menschen, der Kinder, wir hören und lesen von den Opfern des Krieges, den unschuldigen Opfern, auf beiden Seiten.

Gewalt und Krieg sind keine Mittel zum Frieden, dieser nicht im Irak und auch nicht die anderen Kriege und Stammesfehden.

Wem gehört die Welt? Das Leitwort, das Misereor der Fastenaktion vorangestellt hat, weist darauf hin, dass Gott allen Menschen dieser Erde seine Schöpfung anvertraut hat. Gerade weil wir um die ungleiche Verteilung der Güter und die große Armut und Not vieler Menschen in der Welt wissen, bleibt der Auftrag, die Güter dieser Erde gut und treu zu verwalten und zu teilen und nicht, sie durch Kriege zu zerstören.

Dringend notwendige Hilfe für die Menschen im Irak wird von Misereor geleistet, vor allem im Gesundheitsdienst, in der Nahrungsmittelhilfe, Wasseraufbereitung und Medikamentenhilfe. Entwicklungszusammenarbeit, die auf ein menschenwürdiges Leben aller abzielt, die Anerkennung, Verständnis und Gerechtigkeit zwischen den Kulturen und Völkern fördert, ist das entscheidende Instrument, den Frieden voran zu bringen. Für diesen Auftrag werden alle Kräfte und Hilfen benötigt. Veronika Kyll

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