Stoßseufzer? Nein: Danke.

Gott sei Dank" - Das kenne ich nur als Stoßseufzer. Als Mini-Dankgebet. Wenn so gerade eben noch alles gutgegangen ist: Zum Glück hat jemand doch noch seine Prüfung bestanden, ist das Kind wieder gesund aus dem Krankenhaus entlassen oder der richtige Mensch war zur richtigen Zeit als Helfer da.

Das letzte Mal, als ich diese Worte hörte, war es aber ganz anders: Ich sagte "Brot und Wein des Lebens für dich!" und mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen antwortete mir ein Mann ruhig und freundlich "Gott sei Dank!". "Danke" oder "Amen" habe ich als Pfarrerin schon oft gehört beim Austeilen der Gaben des Abendmahls, doch "Gott sei Dank" nie. Nun überrascht mich dieser ältere Herr und hat recht: Gott schenkt uns das ganze Leben. In Brot und Wein sehen und schmecken wir Gottes Nähe, da ist der auferstandene Jesus auf einmal spürbar. Hand aufs Herz - das ist einen Stoßseufzer wert: Wir Menschen können uns dieses Geschenk des Lebens nicht verdienen oder selbst machen. Zum Glück sind wir Menschen Gott aber so viel wert, dass er unser Leben rettet. So kann ein Stoßseufzer zu einer, dankbaren Antwort werden: "Gott sei Dank!" Als Pfarrerin bin ich Gott in diesen Momenten gleich zweifach dankbar: für das neue Leben und für die Menschen, die mir immer wieder neue Seiten dieses Lebens zeigen. So wie der Mann beim Abendmahl mir gezeigt hat, dass das neue Leben von Gott so wirklich wird in Brot und Wein, dass wir ruhig, fröhlich und dankbar werden können. Mitten im Leben beginnt schon Gottes Wirken und unser neues Leben - Gott sei Dank. Vermutlich werde ich in Zukunft diesen Mann beim Abendmahl vor Augen haben, wenn ich den Satz lese oder höre: "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden."Pfarrerin z.A. Simone Lehnert lehnert.konz@ekkt.de

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