Suchtgefahr

Die Drogenproblematik bleibt ein unverändertes medizinisches und gesellschaftliches Problem. Während offensichtlich der Konsum von Ecstasy, einer "Partydroge", rückläufig ist, beträgt die Steigerungsrate für Cannabis etwa 60 Prozent.

Knapp 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 16 Prozent der Zwölf- bis 18-Jährigen sind bereits drogenerfahren, wie unlängst eine Untersuchung des Instituts für Therapieforschung München ergab. Gleichzeitig ergibt sich ein Trend zum riskanten Mehrfachkonsum psychoaktiver Substanzen wie Cannabis, Ecstasy, Amphetaminen, Halluzinogenen oder Kokain. Für diese Entwicklung gibt es vielfältige Gründe. Einerseits spielen in der Persönlichkeit des einzelnen Konsumenten liegende Faktoren eine Rolle oder eine gleichzeitig bestehende psychische Störung von Krankheitswert wie Angst oder Depression. Daneben ist der heute überall mögliche Erwerb von Drogen von großer Bedeutung. Gerade die gesellschaftlichen Umstände, in denen dieser Konsum stattfindet, sind zunehmend relevant. Drogenkonsum, auch bei Jugendlichen, erscheint heute vielen als Kavaliersdelikt, wobei die Illusion eines "safer use", also eines sicheren Konsums, unterstellt wird. Kinder und Jugendliche finden ihre Vorbilder in der Erwachsenenwelt und den Medien. Warum es sinnvoll ist, keine Drogen zu konsumieren, wird sich aber in einer Gesellschaft, deren ethischer Grundkonsens zunehmend erodiert, nur noch schwer vermitteln lassen. Wer schließlich jungen Menschen einerseits als Identifikationsmöglichkeiten für einen gelingenden Lebensentwurf als Alternativen nur die Unterwerfung unter eine erbarmungslose Leistungsmaschinerie anbietet, oder sie als "Spaß"-Gesellschaft andererseits auf die Kretinismen der Medienwelt verweist, wird damit zu einer Ausweitung des Drogenproblems beitragen. Junge Menschen benötigen auf ihrer Suche nach Orientierung neben der Vermittlung von vorgelebten und lebbaren Werten aber vor allem das, was ihrem Suchen innewohnt: Zuwendung, Geborgenheit, Liebe. Dr. Andreas Klein, Arzt für Neurologie und Psychiatrie Gesundheitsamt Trier-Saarburg

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