Eine Schwerhörigkeit tritt mit einer Häufigkeit von 1:1000 Geburten auf. Sie ist somit die häufigste angeborene Störung überhaupt. Daher ist eine Forderung an unser Gesundheitswesen, eine ohrenärztliche Hörmessung an ausnahmslos jedem Neugeborenen mit einer objektiven Messmethode vorzunehmen. Wir haben seit vielen Jahren die apparative Voraussetzung, schwerhörige und gehörlose Kinder ganz frühzeitig zu diagnostizieren und zu rehabilitieren. Aber die Gesellschaft hat die Möglichkeiten der Vorsorge in diesem Bereich bisher noch nicht ausreichend, nämlich flächendeckend, genutzt. Betrachtet man das Heranreifen der Hörbahn, also die Entwicklung der Strukturen zur Verarbeitung der Hörinformation und damit der Sprache und anderer mit dem Hörorgan verbundener Fähigkeiten, so sind gerade die ersten beiden Lebensjahre besonders wichtig. Je früher also die Diagnose "Schwerhörigkeit" oder "Taubheit" gestellt werden kann, umso früher sind Rehabilitationsmaßnahmen möglich mit dem Ziel, das Hörvermögen und die Sprachentwicklung frühzeitig und bestmöglich zu fördern. Um alle Neugeborenen zu erfassen, müssen alle beteiligten Berufsgruppen (HNO-Arzt, Kinderarzt, Gynäkologe, Allgemeinmediziner, Hebamme) eng zusammenarbeiten. Eine weitere eventuelle Voraussetzung ist der Abgleich mit einem aktuell erstellten Geburtsregister. Unter optimalen Bedingungen lässt sich damit die Prozentzahl der Neugeborenen, bei denen eine erweiterte Diagnostik notwendig wird, bis auf rund ein Prozent reduzieren. Die aus dieser Gruppe ermittelten tatsächlich therapiebedürftigen Kinder können somit im frühen Stadium versorgt werden. Denn das Hören ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel. Dr. Detlef Steimers, Trier HNO-Arzt