Terror in den Wäldern

Zum Artikel "Schock nach Treibjagd" (TV vom 3. Januar):

Mehr als Frau Liesers scheußlichen Fund des zerfetzten Wildschweins erschüttert mich die Tatsache, dass viele Menschen anscheinend nicht wissen, welcher Terror sich in deutschen Wäldern tatsächlich abspielt. Seit Jahren wird unter dem Deckmantel des Naturschutzes geschossen, was das Zeug hält. Doch mit welcher Rechtfertigung? Oft hört man von materiellen Gründen, Schutz von Eigentum vor Zerstörung. Nur: Hat diesbezüglich die Jagd irgend etwas gebracht? Oder sollte man nicht überlegen, wie man Grundstücke und Gärten effektiver schützen kann, statt direkt zum letzten Mittel zu greifen? Der ökologische Nutzen der Jagd wird seit Jahren anhand biologisch fundierter Erkenntnisse widerlegt. Bewiesenermaßen gibt es in jagdfreien Gegenden praktisch keine Überpopulationen, Tollwut oder sonstige Seuchen. Auch Verbissschäden können dem Tier nicht wirklich angelastet werden, wurde es doch vom Menschen aus seinem natürlichen Lebensraum in die Deckung des Waldes sprichwörtlich gejagt und so in seinem Sozialverhalten nachhaltig geschädigt. Die Jäger selbst halten die Populationsdichten vieler Tierarten durch Fütterungen und Medikamente künstlich hoch, um dieselben Tiere kurze Zeit später wegen zu hoher Bestände zu schießen. Die Tatsache, dass Schätzungen zufolge über 50 Prozent der geschossenen Tiere nicht sofort tot sind und/oder tagelang in Fallen verenden, macht das ganze Treiben noch viel erschütternder und ethisch nicht zu vertreten. Von den Jahr für Jahr zu Tausenden durch Jäger erlegten Hunden und Hauskatzen ganz zu schweigen. Und Herrn Schwambachs These, Tiere würden durch die Anwendung von Schockmunition keinen Schmerz erleiden, macht nicht nur jedem Tierarzt die Haare zu Berge stehen. Jochen Gorges, Trier

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