Unverzichtbare Gedenkstätte

Zum Leserbrief "Gedenkstätte Hinzert als Lernort", TV vom 6. August, äußert sich dieser Leser.

Hermann Schaer beklagt die Ausgaben von Land und Bund in Höhe von 3,1 Millionen Euro für den Ausbau der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Hinzert ( TV vom 6. August). Er fragt, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, das Geld für Kindergartenobjekte auszugeben oder für Menschen, die vom sozialen Abstieg betroffen sind. Damit stellt er die Frage nach dem Sinn der Gedenkstättenarbeit. Den Sinn solcher Gedenkstätten sehe ich vor allem in zwei Aspekten: Im SS-Sonderlager/KZ Hinzert sind in den Jahren 1939 bis 1945 rund 13 000 Menschen aus 20 Nationen gequält worden; mindestens 302 überlebten nicht. Jeder dieser Gequälten war ein unwiederbringlicher Mensch, ein "Mensch voller Hoffnungen und Zuversicht" (so der damalige Landtagsabgeordnete Josef Peter Mertes bei einer Gedenkfeier). Ihr Leiden und Sterben als Folge einer menschenverachtenden Politik darf nicht in Vergessenheit geraten. Das verweist auf ein zweites: Jede in Deutschland nachwachsende Generation steht vor der Aufgabe, sich ein Bild von der Nazi-Diktatur zu machen, die Millionen Menschen in ganz Europa ins Verderben gestürzt hat. Wir sollten ein Interesse daran haben, dass sie sich von einer Politik des Rassenwahns, der Herrenmenschenideologie und der Gewalt distanziert. Wohin diese Politik führen kann und in Deutschland geführt hat, lässt sich in einer Gedenkstätte anschaulich vermitteln. Hier kann der historische Ort des Verbrechens unmittelbar zu einer Erfahrung werden, wenn er durch Fotos, Tondokumente und Berichte von Zeitzeugen ergänzt wird. Es kann ein Lernort sein. Was gelernt werden kann, ist die Achtung vor dem Leben, Mitgefühl mit den Leidenden, die Bedeutung von Menschenrechten und Demokratie und der Weg der Völkerverständigung - vor allem mit unseren luxemburgischen Nachbarn, von denen etwa 2000 nach Hinzert verschleppt worden waren. Der Bau eines Dokumentationszentrums auf dem Gelände des ehemaligen KZs Hinzert macht dieses Lernchance möglich. Das ist in meinen Augen - wenn man es unbedingt ökonomisch betrachten will - eine lohnende Investition in eine menschlichere Zukunft. Thomas Zuche Trier

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