Verständlich, aber unhaltbar

Will sich eine Schule im Konkurrenzkampf um die rarer werdenden Schüler behaupten, muss sie sich geschickt positionieren - und dazu gehört für ein Trierer Gymnasium zweifellos ein Ganztagsangebot. Die Entscheidung der Schulleitung am Max-Planck-Gymnasium, den entsprechenden Antrag zu stellen, ist deshalb klug und vorausschauend.

Die Mehrheit der Lehrer hat anders entschieden - aus Sorge, die Schule übernehme sich, wie es offiziell heißt, und weil man die räumlichen Gegebenheiten für ungeeignet halte. So sei es schon jetzt kaum möglich, Freistunden zur Vorbereitung zu nutzen, weil es an Lehrer-Arbeitsplätzen fehle. Unter der Hand ist aber auch zu hören, dass "persönliche Gründe" eine Rolle spielen - sprich: Viele Lehrer müssen sich umstellen, wenn sie auch nachmittags unterrichten sollen, sie können ihren Tag weniger frei gestalten. Das ist kein Grund, in bester Stammtisch-Manier auf "die faulen Lehrer" zu schimpfen - die meisten von ihnen sind engagiert und machen einen Knochenjob, den viele Kritiker nicht geschenkt haben wollten. Es ist menschlich, an Besitzständen festzuhalten, sich nicht schlechter stellen zu wollen. Dass die Gegner des Ganztagsangebots umdenken müssen, steht dennoch außer Frage: Dieses Konzept wird sich durchsetzen. Es hilft Eltern, Familie und Beruf zu vereinbaren, und es macht - wenn die Inhalte stimmen - auch pädagogisch Sinn. Kein rationales Argument kann erklären, wieso Lehrern nicht zumutbar sein sollte, was für Millionen anderer Erwerbstätiger selbstverständlich ist: auch nachmittags an ihrem Arbeitsplatz präsent zu sein. Dass umgekehrt für zumutbare Bedingungen gesorgt werden muss - also etwa für geeignete Rückzugsräume in der Schule -, versteht sich von selbst. i.kreutz@volksfreund.de

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