Verwüstungswerk

Zum Thema Häuser-Renovierungen in der Paulinstraße:

Man ahnte Böses: Die würdigen Renaissance-Imitationen Paulinstraße 22 und 24 wurden erstmal wochenlang mit einem riesenhaften grünen Plastikvorhang verhüllt, inzwischen wieder enthüllt. Jetzt kann jeder sehen, was im Schutz dieses Verstecks angerichtet, unwiederbringlich zerstört wurde. Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Wunderbare Fassaden (sie waren wahrscheinlich weit über hundert Jahre alt) wurden glattgeschlagen, die sandsteinernen Fensterbänke gemüllt, dekorative Fenster-Gewände zerbröselt, der kunstvoll-stilvolle Mittelrisalit erbärmlich zugerichtet, die würdevoll-einfachen Portaltüren zur Unkenntlichkeit vermasselt. Sieht man sich das Verwüstungswerk von der Hofseite her an, dann wird klar: Der ganze Bau wird abgerissen, nur das, was man bis vor kurzem Fassade nannte, soll stehen bleiben. Es gibt in Trier Barbaren, die das für Denkmalschutz halten. Wer ist für soviel Verstümmelung der Paulinstraße verantwortlich? Wer zieht die Verantwortlichen zur Rechenschaft? Kann es sein, dass jemand, der viel Geld hat, sich mit ein paar Kröten alte Häuser kauft und dann glaubt, das Recht auf Zerstörung unserer städtischen Umwelt erworben zu haben? Heißt es nicht im Grundgesetz: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich der Wohle der Allgemeinheit dienen"? (GG 14,2). Und warum hat die Stadt Trier nicht vor Jahren schon die Hausnummern 22 und 24 unter Denkmalschutz gestellt? Hermann Münzel, Trier

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