Vorhang auf! Russischer Staatszirkus gastiert in den Moselauen

TRIER. Die Show des Russischen Staatszirkus', der noch bis Sonntag in Trier gastiert, ist eine sehenswerte Mischung aus Action und Poesie. Jede Vorstellung ist für die Artisten eine Herausforderung. Bis zur letzten Minute wird hinter den Kulissen trainiert und vorbereitet.

 "Ikarische Spiele" - Jonglage mit Menschen - zeigte eine Gruppe des Russischen Staatszirkus'.Foto: Christiane Wolff

"Ikarische Spiele" - Jonglage mit Menschen - zeigte eine Gruppe des Russischen Staatszirkus'.Foto: Christiane Wolff

Es ist Viertel vor acht. Während sich rund um die Manege nach und nach die Stuhlreihen füllen, herrscht hinter dem schweren roten Vorhang eine konzentrierte und angespannte Atmosphäre. Radion Girginov geht noch einmal seinen Text durch. Bei der ausverkauften Premiere-Vorstellung, die in fünfzehn Minuten beginnt, wird der Gummimensch nicht nur seinen Körper so verbiegen, dass er in einem winzigen Kasten Platz findet. Er wird auch das Publikum mit kurzen Texten durchs Programm führen. Zum ersten Mal übernimmt der junge Russe, der sonst nur ein paar Brocken Deutsch spricht, heute Abend die Rolle des Zirkusdirektors. Auch die anderen Artisten sind hochkonzentriert. Von gelangweilter Routine keine Spur. Das Zirkusballett dehnt die kalten Glieder. Mit geschlossenen Augen geht eine der fünf jungen Frauen Schrittkombinationen durch. Das riesige Tuch, das die Tänzerinnen zur Showeröffnung in die Höhe schweben lassen werden, wird ordentlich zusammen gelegt. Nichts darf schief gehen. Letzte Vorbereitungen trifft auch Dompteur Frantisek Strnad. Sorgfältig reiht er eine lange Peitsche, mehrere Gerten und einen Stock auf einem Podest neben einander auf. Seine Raubtierdressur mit Tigern, Löwe, Panther, Puma und Leopard wird später für angespannte Stille im Zelt sorgen. Die Clowns wirken zwischen den geschäftigen Artisten derweil als einzige völlig entspannt. Die drei Männer, die die Umbaupausen zwischen den Nummern mit Zuschauerspielchen überbrücken werden, lehnen locker an den Motorrädern, die überall hinter der Manege bereit stehen. Vier Motorradfahrer werden die Schlussnummer bestreiten und mit ihren Maschinen in einer fünf Meter großen Stahlgitterkugel gleichzeitig ihre Runden drehen - der rasante und im wahren Sinne des Wortes atemberaubende Höhepunkt der Vorstellung. Neben den Cross-Maschinen gehen auf einem Podest die Schlangenmädchen Li Nengru und Wei Shangyan noch einmal die Schwierigkeiten ihrer Nummer durch. Im Handstand fällt die zwölfjährige Li so weit ins Hohlkreuz, dass ihr Gesäß den Hinterkopf berührt. Seit sie acht ist, ist sie beim Zirkus. Normalerweise reist sie mit einer Truppe durch China. Dann kann sie ihre Familie fast jedes Wochenende besuchen. Die Gasttournee mit dem Russischen Staatszirkus durch Deutschland bedeutet für sie, dass sie ihre Eltern acht Monate lang nicht sieht. Artistenschicksal. Dann beginnt vor dem Vorhang die sechsköpfige Band eine poetische Melodie. Durch die Truppe geht ein deutlicher Ruck. Die Ballettmädchen straffen sich. Der rote Vorhang geht auf. Mit weiten Schritten tänzeln die Mädchen in die Manege. Zwischen ihren gestreckten Armen entfaltet sich flatternd das Tuch. Die Vorstellung beginnt. Vorstellungen: Freitag, 20 Uhr, Samstag, 16 und 20 Uhr, Sonntag, 14 und 18 Uhr. Karten: TV- Pressecenter Trier, Bitburg und Wittlich.

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