Vorsicht: Schwarzes Loch

Hurra, ich lebe noch! Und Sie, liebe Leser, offenbar auch noch, denn sonst könnten Sie jetzt Ihre Zeitung nicht in der Hand halten. Jubeln Sie also mit! Sie wissen nicht warum? Dann will ich Sie aufklären.



Die ganze Menschheit stand in den vergangenen Tagen am Abgrund, unsere Erde drohte, wie ein angestochener Luftballon in sich zusammenzufallen. Die Angst vor dem schwarzen Loch ging um - erzeugt von ehrgeizigen Forschern in einer gigantischen Maschine unter der Erde an der schweizerisch-französischen Grenze. Unbekannte Zustände wollen sie erzeugen, Phänomene, von denen die Menschheit bislang nur aus gruseligen Science-Fiction-Romanen gehört hat. Ein schwarzes Loch verschlingt sämtliche Materie, die in seine Nähe kommt. Nicht einmal ein Lichtstrahl kann sich diesem Ungeheuer entziehen. Aus und vorbei.

Nun, die von einigen Weltuntergangs-Propheten vorausgesagte Katastrophe ist nicht eingetreten. Zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Doch wäre es nicht möglich, dass die Wissenschaftler in ihrem Teilchenbeschleuniger viele klitzekleine schwarze Löcher erzeugt haben, die jetzt um die Erde schwirren und sich wie unsichtbare Staubsauger bestimmte Objekte einverleiben? Das würde manche, zumindest für mich unerklärliche Phänomene erklären. Seit Freitag vermisse ich meinen kostbaren Kugelschreiber. Bis dahin lag er, festgehalten von der Anziehungskraft der Erde, auf der Schreibtischplatte. Jetzt ist er weg - möglicherweise geschluckt von einem schwarzen Loch, aufgelöst in Protonen, Neutronen und andere Elementarteilchen. Vermissen Sie seitdem vielleicht auch einen bestimmten Gegenstand? Den Garagenschlüssel? Die Brille? Ihren Mann? Ihre Frau? Wenden Sie sich an die Wissenschaftler in Genf. Die werden Ihnen sicher helfen. Denn wer den Urknall simulieren kann, für den dürfte ein solches Problemchen leicht zu lösen sein. ca/aheu

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