Was Du nicht willst. . .

"Da konnte er sich mal fühlen wie der Kanzler". Dieser Kommentar zum Eierwurf auf Oskar Lafontaine spielt auf die gleiche Erfahrung seines Genossen Gerhard Schröder an. Ob die beiden sonst noch einiges gemeinsam haben sei dahin gestellt.

Mich regte die Diskussion um die Teilnahme Oskar Lafontaines an den Protesten gegen Hartz IV an, darüber nachzudenken, wie politisch Andersdenkende miteinander umgehen sollten unter Beachtung christlicher Prinzipien. "Alles nun, was ihr wollt dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch." So lautet Jesu Empfehlung (Mt 7,12) in der Bergpredigt. Negativ formuliert ist diese Verhaltensanweisung bekannter: Was du nicht willst, dass man dir tue, das füge auch keinem andern zu. Wie anders würde die Welt aussehen, wenn sich diejenigen, die sich zu den Christen zählen, auch dementsprechend verhielten: Im Fall unterschiedlicher Meinung hieße das, dass der Umgang durch Fairness geprägt wäre. Wenn ich will, dass meine Meinung ernst genommen wird, nehme ich zuerst die Meinung anderer ernst. Bei entgegengesetzten Interessen wäre es selbstverständlich, niemanden über den Tisch zu ziehen, wenn ich selbst nicht übervorteilt werden möchte. Auf das gesellschaftliche Sozialsystem angewendet hieße es, dass, wer andere zu Einsparungen überreden will, zuerst einen Beitrag in diesem Sinne leistet. Für politische Kontrahenten wäre die Verhaltensregel: Nicht die Angst vor der Zukunft, die Unsicherheit und Wut der Unzufriedenen nutzen, um sich ins rechte Licht zu rücken, sondern gerechte Vorschläge machen und bei der Umsetzung den eigenen Geldbeutel nicht schonen. Elke Füllmann-Ostertag, Pfarrerin, Saarburg

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