Wie bei einer Ein-Mann-Demo

Zum Bericht "Radler-Rowdys im Visier" (TV vom 22. September):

Sicher, es gibt die echten Fahrrad-Rowdys, die Fußgänger in Furcht und Schrecken versetzen und - wie nicht wenige Unfälle in Trier jedes Jahr zeigen - ernsthaft gefährden. Da ist aber auch eine merkwürdige Schieflage in der öffentlichen Wahrnehmung. Viele trauen sich zum Beispiel nicht, auf der Straße Rad zu fahren. Aber wehe, jemand fährt auf dem überbreiten Fußgängerweg der Theodor-Heuss-Allee mit dem Rad.

Was für einen Unterschied macht es eigentlich, ob er es auf einem Fußgängerweg macht, der für Fahrräder mit einem Zusatzschild freigegeben ist - wie das im Fall der Theodor-Heuss-Allee längst geschehen sein sollte - oder auf demselben Weg ohne dieses Schild? Wenn er dabei Rücksicht übt, wie es für jeden Verkehrsteilnehmer oberstes Gebot sein sollte, behindert es doch keinen!

Ich selbst fahre nicht auf Fußwegen. Wenn ich von der Ostallee vorschriftsmäßig in die Theodor-Heuss-Allee einbiege, nämlich mit dem KFZ-Verkehr inklusive der nötigen Spurwechsel, komme ich mir regelmäßig vor wie auf einer Ein-Mann-Fahrrad-Demo, umgeben von verunsicherten Autofahrern. Sehr zur Nachahmung empfohlen! Vielleicht ist es wirklich das, was wir Trierer Radfahrer tun sollten, um unsere Situation zuverbessern: den Mut aufzubringen, nicht aus Angst auf das Fahrradfahren zu verzichten und dann zu stören, indem wir in jeder Situation den Verkehrsregeln entsprechend fahren. Vermutlich würde die Auto-Lobby sehr rasch Verbesserungen fordern. Auf Dauer wäre aber noch mehr zu fordern: das Recht auf Nebeneinanderfahren in Nebenverkehrsstraßen zum Beispiel. Oder Ampelschaltungen, die der Tatsache gerecht werden, dass das Fahrrad das schnellste Verkehrsmittel auf Kurzstrecken ist.

Rudi Uhl, Trier

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