Wie ein Kanonenrohr

Zum Bericht "Sehnsüchte aus Stahl" ( TV vom 13./14. März):

Mit Erschrecken habe ich das stählerne Ungetüm in der Zeitung gesehen, das Verbundenheit und Nähe demonstrieren soll. Ehrlich gesagt, kommt bei dem Anblick des "Turms" kein Gefühl von Verbundenheit auf. Im Gegenteil, die Spitze erinnert mich an ein Kanonenrohr, an ein Mahnmal des Zweiten Weltkriegs. Es wirkt kalt und abstoßend. Was haben sich die Leute der Stadt Luxemburg dabei gedacht, ein so scheußliches und 280 000 Euro teures Bauwerk als Zeichen "offener Mentalität" der Stadt Trier zu schenken? Als wären 280 000 Euro nicht besser angelegt. Es klingt schon fast wie Ironie, dieses Gebäude "Turm der Träume und Sehnsüchte" zu nennen. Ich freue mich auf die Landesgartenschau, doch - um nicht vom Turm der Albträume zu träumen - werde ich meinen Blick lieber auf harmonische und schöne Dinge richten. Es ist einmal mehr enttäuschend, dass ein Stararchitekt wie Valentiny den Zuschlag für die Ausschreibung in Luxemburg bekommen hat, denn die Verantwortlichen der Stadt wählten, wie so häufig, nicht Qualität, sondern lassen sich zu sehr vom Aushängeschild eines Stararchitekten benebeln. Da hilft auch nicht der Grundgedanke mit den fünf Plattformen dieses Turms über die miserable Ausführung hinweg. Im Übrigen muss man nicht jedes Geschenk annehmen. Ich selbst bin Künstler und beobachte die etablierte Kunstszene schon seit längerem und sehe eine Verwahrlosung der Kunst, die wenig Rücksicht auf Gefühle nimmt. Stattdessen wird versucht, die Neugier des Betrachters durch spektakuläre Inszenierungen zu befriedigen, ohne dabei ästhetische Werte zu vermitteln. Heiko Sterzik Trier

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