Wie lange dauert der Krieg?

"DerKrieg dauert, solange er dauert; mehr brauchen Sie nicht zuwissen." Das war die Antwort des amerikanischen Präsidenten beider Pressekonferenz nach seinem Treffen mit dem britischenPremierminister. Dabei ist mir die zweite Hälfte der Antwort nochsaurer aufgestoßen als die erste. Jeder kann zugeben, etwas nicht zu wissen - gerade in dieser Situation hatte wohl niemand eine genaue Zeitangabe erwartet. Es ist aber etwas komplett anderes, der Öffentlichkeit zu sagen, sie brauche davon nichts zu wissen.

Wir leben glücklicherweise in einer Zeit, in der die Menschen ihr Recht auf Information ernst nehmen, sich nicht mehr sehr leicht für dumm verkaufen lassen. In diesen Tagen hat deshalb die Kriegspropaganda bestimmter Fernsehanstalten - zumindest in Europa - erheblich schlechtere Karten als im ersten Golfkrieg vor zwölf Jahren. Das ist gut so. Nur dadurch kann nämlich gelegentlich auch im Fernsehen gezeigt werden, welche Bildsequenzen im Irak gedreht werden, und wie gewisse Sender harmlose oder unsinnige Szenen zu Kriegshandlungen zusammen schneiden. Natürlich gibt es auch den notwendigen Kommentar dazu.

Offenbar gab es einige grobe Fehleinschätzungen in der Vorbereitung des Feldzuges: zum Beispiel die Erwartung, zumindest von der schiitischen Bevölkerung mit offenen Armen und jubelnd empfangen zu werden. Wer aber konnte ernsthaft glauben, dass diese Menschen in zwölf Jahren vergessen haben, dass sie damals im Stich gelassen wurden und in der Folge schwerste Verfolgung zu erdulden hatten?

Andrerseits frage ich mich, wovon sonst noch die Öffentlichkeit nichts zu wissen braucht in diesem Krieg. Davon vielleicht, dass gerade in Katar, wo das amerikanische Hauptquartier zu Gast ist, eine ganze Reihe von El Kaida Männern großes Ansehen und selbstverständlich Schutz genießt. Aber da sind wohl strategische Überlegungen wichtiger als die "Achse des Bösen".

Ingrid Müller, Pastoralreferentin

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