Will der Patient behandelt oder verwaltet werden?

Zum Artikel "Medizinischer Notstand am Wochenende" (TV vom 11. September):

Zuerst muss fairerweise zwischen der hausärztlichen, der notärztlichen und der stationären Behandlungsebene unterschieden werden. Dann muss die Ursache der Entwicklung beleuchtet werden und damit zwei politisch zu verantwortende Phänomene, die in Zukunft für eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung trotz höherer Beiträge sorgen werden, wenn die Betroffenen nicht aufwachen. Wir haben zusammen mit den anderen Kollegen des Ruwertals bis Anfang 2007 den hausärztlichen Bereitschaftsdienst versehen. Wir wurden mit 15 Euro pro Stunde finanziert, die Fahrtkosten für Hausbesuche in der Verbandsgemeinde wurden nicht kostendeckend bezahlt, und da kamen schon mal 150 Kilometer pro Dienst zustande. Wenn ich eine Arzthelferin für den Dienst brauchte, habe ich Geld zulegen müssen. Satirisch gesehen: der hausärztliche Bereitschaftsdienst hatte den Charakter eines Hobbies, er war zeitaufwendig und geldaufwendig. Aber die Bevölkerung hat ein Recht auf professionell bezahlte professionelle Hilfe. Das unglückliche Beispiel des Verbandsgemeindebürgermeisters betrifft offensichtlich die notärztliche Ebene. Dort muss die Rettungsleitzentrale den Einsatz der Rettungsmittel koordinieren. Dass auch dort Engpässe vorherrschen können, liegt an der begrenzten Anzahl der Notärzte und ist auch ein finanzielles Problem. Ich kenne aber Beispiele, wo über 90-Jährige mit Einsatz von mehr als zehn Personen medizinischen Fachpersonals und Einsatz des Rettungshubschraubers sofort ins Krankenhaus gebracht wurden. Diese Fälle müssen auch erwähnt werden. Das gefährliche der Entwicklung: die persönliche, verantwortungsvolle Behandlungsebene wird zerstört. Ob dem Einzelnen eine persönlich ärztliche Betreuung wichtig ist, muss er selber entscheiden und an geeigneter Stelle (Bundestagsabgeordnete) aber auch äußern. Im Übrigen: die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung steigen hauptsächlich durch Errichtung einer neuen Verwaltung über den etwa 300 Krankenkassenverwaltungen, nicht weil die Ärzte den Kühlergrill ihres Rolls-Royce vergolden! Die entscheidende Frage für jeden: Möchte ich im Krankheitsfall behandelt oder verwaltet werden?

Dr. Gunther Aurich, Gusterath

Gesundheitswesen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort