Willi, jetzt ist Schluss!

In mir wohnt jemand. Ein Wesen, das sich dadurch auszeichnet, dass es immer das will, was ich eigentlich gar nicht will. Genauer gesagt, wohnt dieses Wesen in meinem Kopf. Es ist auch bekannt unter dem Namen "innerer Schweinehund".

Mein Exemplar heißt Willi und ist eher (Charakter-)Schwein als Hund. Zwar ist er ein wirklich treuer Gefährte, aber er macht mir das Leben schwer, wo er nur kann. Und das schon lange und besonders immer dann, wenn es um eigentlich angenehme Dinge geht. Damals, als Kind, wollte ich unbedingt Klavier spielen können. Aber ich wollte es nicht lernen, sondern nur können. Er hatte zum ersten Mal gewonnen, nach zwei Unterrichtsstunden war Schluss. Später dann, in meinem letzten Jahr an der Uni, dachte ich, ich hätte ihn besiegt. Pünktlich um zehn in der Bibliothek, abends wieder nach Hause. Über Monate konnte ich ihn so austricksen. Super, dachte ich, Willi mag nicht mehr! Falsch gedacht. Er hatte sich inzwischen eine andere Spielwiese gesucht und von meinem Bewegungsdrang Besitz ergriffen. Ich spüre ihn seitdem nicht mehr. Er ist weg. Und das passt mir gar nicht.

Doch jetzt ist Schluss! Jetzt sage ich Willi den Kampf an! Und zwar hier, in aller Öffentlichkeit. Ich setze ihn und damit mich einfach mal unter Druck: Nächstes Jahr laufe ich mit beim Trie rer Stadtlauf. So, lieber Willi, jetzt hast du es schwarz auf weiß und in der Zeitung. Hiermit ist der Kampf eröffnet. Wollen wir doch mal sehen, wer am Ende gewinnt.

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