ZUM ADVENT

Mit diesen Zeilen gehe ich ein großes Risiko ein. Blasphemie, Sakrileg, Zerstörer schöner Familien-Traditionen - ich kann die Vorwürfe schon hören. Aber dennoch: Der Teil von Weihnachten, auf den ich mich am meisten freue, hat nichts mit einer besinnlichen Bescherung im Kreis der engsten Familie zu tun.

Ich habe absolut nichts dagegen, Weihnachten zu feiern, aber ich will mich dabei nicht in die eigenen vier Wände sperren lassen. Deshalb ist der weihnachtliche Höhepunkt für mich nicht Heiligabend, sondern der 25. Dezember. Denn der Abend des ersten Weihnachtstages ist der Zeitpunkt der großen Zusammenkunft. Ein Kreis von Freunden, alle haben gemeinsam an der Universität des Saarlandes studiert und wurden Mitte der 90er fertig, kehrt aus allen Ecken der Bundesrepublik für einen Abend zurück ins Saarland und feiert in der herrlichen Altstadt von Saarlouis. Ich selbst habe von Trier aus keine lange Anfahrt. Sven kommt dagegen aus Berlin. Auf der Uni war er Physiker, heute ist er Polizist im Personenschutz des Bundestages. Karsten, den wir nur "Tiny" (winzig) nennen (er ist zwei Meter groß), leitet als Geschäftsführer einen Globus-Markt bei Kiel. Seppi kenne ich schon seit der fünften Klasse. Auf der Schule war er ein begeisterter Musiker und ganz groß darin, Lehrer-Karikaturen für unsere Schülerzeitung zu zeichnen. Seppi hat dann Chemie studiert, ist heute Dr. und Geschäftsführer einer weltweit aktiven Firma. Nanotechnologie ist sein Fachgebiet. Was immer das auch ist. Sie alle und noch einige mehr werden kommen, und am ersten Weihnachtstag wird der alte Kreis sich wieder versammeln. Das verstehe ich unter Weihnachten. Jörg Pistorius

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