ZUM ADVENT

Blaubeeren! Unbedingt! - Gibt's die jetzt überhaupt, mitten im Winter? - Tiefgefroren vielleicht, doch, ganz bestimmt. - Gut, abhaken, nächster Punkt in der Telefonkonferenz. - Wir bereiten ein Fest-Menü für das Familientreffen am ersten Weihnachtsfeiertag vor, alle Jahre wieder im Advent.

Wir, das sind die "Jungs", die Söhne und Schwiegersöhne: Ernst, der Maître de Cuisine, Lutz, der Sous Chef, Stefan, der Sommelier, und ich, der Smutje und Maître de Plaisir. Weihnachten gehört die Küche uns, das ist so Tradition. Dann zeigen wir den Mädels mal, was wir am Herd so draufhaben. Hohoho! Tagelang wälzen wir Kochbücher, ziehen Johann Lafer, Tim Mälzer und JBK zu Rate, schmecken ab, kosten vor, probieren - und rechnen. Mengenlehre. Die Aufgabe: Finde die Schnittmenge des Erträglich-Verträglichen. Wir checken die Rote Liste, das allergische Schock-Register (verboten: Nüsse! Meeresfrüchte! Äpfel!), und wir sehen uns die Blaue Liste an, in der die Vegetarier verzeichnet sind, in der steht, wer was gerne isst oder auch nicht. Die Kinder finden Fisch bäh-igitt, Bernd mag kein Lamm, Uschi steht auf ... - halt, das Menü ist streng geheim. Eine Überraschung, festlich, köstlich, lecker, hmmm! Noch knapp zwei Wochen. In der Telefonschalte werden Argumente gewälzt wie in einer Panade. Krokodil, wäre mal was anderes. Schmeckt wie Hummer-Pute. Oder Straußen-Steaks. Die Outback-Variante. Australische Weihnachten. Hatten wir noch nie. - Nee, kannste vergessen. - Merken die gar nicht. - Und wenn doch? Dann ist das Fest gelaufen. - Wisper, wisper. - Tuschel, tuschel. - Ich kümmere mich um die Blaubeeren. Und du, Maître, vergiss die Semmelbrösel nicht!Peter Reinhart

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