ZUM ADVENT

Ich gestehe: Denk ich an Weihnacht, werd ich dieses Jahr fast um den Schlaf gebracht und mir schwant Böses. "Warum?", fragen Sie. Nun, das Problem ist der Termin. "Wie?", werden Sie jetzt entgeistert fragen.

Heiligabend ist am 24. - das war doch schon immer so. Richtig. Unglücklicherweise fällt der 24. heuer aber auf einen Sonntag. Und das bedeutet: Alle Läden sind dicht, und ich gerate diesmal aber richtig schwer in die Bredouille, wenn mir am Tag der Bescherung siedend heiß einfallen würde, dass ich wie üblich irgendeine wichtige Sache schlichtweg vergessen habe. Denn ja, ich bin einer dieser Menschen, die alle Jahre wieder noch auf den letzten Drücker in die Geschäfte stürzen müssen. Eigentlich war alles schon mal da: Das Geschenk für die Oma fehlt noch, ich hab doch nicht an alle Zutaten für die festliche Völlerei gedacht, die fein säuberlich auf der Einkaufsliste gestanden haben, und beim letzten Mal habe ich den Haussegen sogar in allerhöchste Gefahr gebracht. Als ich nach dem Mittagessen auf den Speicher trottete, musste ich nämlich entsetzt feststellen, dass ich den kaputten Weihnachtsbaumständer ja schon vor Monaten entsorgt und seitdem keinen Gedanken daran verschwendet hatte, einen Neuen zu beschaffen. Nur gut, dass der Baumarkt noch länger auf hatte und doch noch unterm Tannenbaum gefeiert werden konnte. Sonst hätt' meine Frau Purzelbaum geschlagen, die beiden Kinder bitterliche Tränen vergossen und das Fest der Liebe wär beim Schreiber dieser Zeilen sicher nicht ganz so friedlich verlaufen. Doch auf diese Rettung aus der Not kann ich dieses Jahr nicht hoffen, und deshalb gibt es nur einen bescheidenen Wunsch auf meinem Zettel: Dass mich diesmal an Weihnachten ausnahmsweise mein verlässlichster Begleiter verlässt: meine verflixte Vergesslichkeit. Axel Munsteiner

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