Zuwendung tut gut

Die Errungenschaften der Telekommunikation haben trotz wichtiger Fortschritte in vielen technischen und wissenschaftlichen Bereichen leider aber auch dazu geführt, dass die zwischenmenschliche Zuwendung leidet.

Wir tauschen uns lieber über Handys, SMS und E-Mail aus, als aufeinander zuzugehen, körperliche Nähe zu vermitteln und wirklich interessiert zuzuhören. Die innere Verbundenheit, ein aufmunterndes Wort und ein herzlicher Händedruck kommen bei einer Begegnung ganz von selbst zustande. Nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen brauchen für ihre persönliche Entwicklung elterliche Zuwendung, wie sie zum Beispiel durch eine mindestens einmal tägliche gemeinsame Tischmahlzeit zustande kommt. Viele unserer alten, allein gebliebenen Mitmenschen spüren den Mangel an Zuwendung sehr; sie sind traurig darüber, dass den Jüngeren die Zeit zu mehr Zwischenmenschlichkeit fehlt. Gerade wenn die geistige Leistungsfähigkeit im Alter nachlässt, ist der persönliche Kontakt so wichtig. Jeder von uns hat dies schon einmal erlebt, wenn beispielsweise die Hand beim Abschiednehmen nur ungern losgelassen wird. Inzwischen ist vielfach belegt, dass die uns angeborene, aber leider stark vernachlässigte Fähigkeit der Zuwendung positive Auswirkungen, nicht nur auf psychischem, sondern auch auf immunologischem Gebiet haben kann. Die Zuwendung ist häufig für die so wichtige positive innere Einstellung wichtig; von ihr ist bekannt, dass sie die körpereigenen Abwehrkräfte steigert. So konnte in einer amerikanischen Studie gezeigt werden, dass die für den Erfolg einer Grippeschutzimpfung notwendige Bildung von Antikörpern bei einer positiven Lebenseinstellung wesentlich besser ausfiel als bei depressiv Gestimmten. So wie das einfühlsame Gespräch und das Verständnis füreinander Fehlentwicklungen bei unserer nachwachsenden Generation vermeiden helfen kann, stellt es für viele unserer alten Mitmenschen auch eine wichtige geistige Herausforderung dar. Ein Teil der zunehmend häufigen, für Betroffene wie Angehörige stark belastenden Demenz im betagten Alter lässt sich damit vermeiden. Prof. Dr. med. B. Krönig, Trier Ev. Elisabeth-Krankenhaus

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