glaube_im_alltag_2709

Auf dem Weg von der Intensivstation zum Krankenhausausgang fällt mir der Wegweiser durchs Haus ins Auge: "Abschiedsraum" steht da. Im Treppenhaus denke ich: "Oh, wie gut, dass ich da nicht hin muss. Wie gut, dass mal wieder einer Glück im Unglück hatte.

Hätte ja auch alles ganz anders ausgehen können. Gott sei Dank!" Dankbarkeit erfüllt mich, weil ich nicht zum Abschiedsraum muss, sondern erleichtert zum Ausgang gehen kann. Der allerdings ist überfüllt mit schwangeren Frauen, die samt ihren Männern wohl den Kreißsaal besuchen wollen. "Willkommen im Leben", schießt es mir durch den Kopf. Intensivstation, Abschiedsraum, Dankbarkeit und Leben - das Erlebnis lässt mich nicht los. Manchmal liegt all das ja wirklich so nah zusammen, nicht nur in der Beschilderung des Krankenhauses, sondern mitten im Leben. Auf dem Weg zum Auto wird mir die Kostbarkeit des Lebens plötzlich intensiv bewusst. Nachdenklich fahre ich nach Hause. Wofür bin ich eigentlich wirklich dankbar? Sicher, dafür, dass es mir gut geht, ich ein Dach über dem Kopf habe, einen Beruf habe, der mir Freude bereitet, einen Kühlschrank, in dem ich immer etwas finde. Aber das ist nicht alles. Ich bin dankbar für Menschen, die mein Leben bereichern. Ich bin dankbar für Erfahrungen und Begegnungen, gute wie schlechte, die meinem Leben die Würze geben. Dankbar auch, dass ich manch schwierige Situation gemeistert habe, die schwer auf mir lastete und nach der ich so manches Mal dachte: Gott sei Dank, dafür, dass er mir beigestanden hat.

Zu Hause angekommen, nehme ich mir vor: Dieses Jahr feiere ich Erntedank bewusster, weil es gut tut, aus vollem Herzen zu sagen: Gott sei Dank!

Vanessa Kluge, Ehrang

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort