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Es ranken sich ja jede Menge Legenden um die saarländische Weihnacht - ja, es gibt wirklich eine saarländische Weihnacht. Bekannt sind ja der saarländische Adventskranz - Ring Lyoner (Fleischwurst) mit vier Maggi-Flaschen, wahlweise auch mit vier Ur-Pils.

Eine Legende, kein Saarländer würde vier Wochen lang Lyoner unangetastet auf dem Wohnzimmer-Tisch liegen lassen. Und Maggi gehört ins Essen, nicht auf einen Adventskranz. Auch Ur-Pils wird in keinem saarländischen Haushalt vier Wochen alt. Eine Legende ist auch, dass die Saarländer an Weihnachten die Grillsaison beenden - im Saarland endet die Grillsaison nicht, da wird toujours und zu jeder Jahreszeit geschwenkt. Und bevor Sie mich als überzeugten Saarländer fragen: Nein ich grille nicht. Zumindest nicht an Heiligabend, Silvester vielleicht. Wenn Sie wissen wollen, wie im Saarland wirklich Weihnachten gefeiert wird, schauen Sie an Heiligabend Fernsehen. Jawohl, es gibt einen Dokumentarfilm über die saarländische Weihnacht. Mir ist nicht bekannt, dass es so etwas über Eifeler oder Hunsrücker Weihnacht gibt. Also streng genommen handelt es sich nicht um einen Dokumentarfilm, mehr um Realsatire. Jahr für Jahr flimmert die Uralt-Folge von Weihnachten bei Familie Heinz Becker, dem stets nörgelnden, Batschkapp tragenden saarländischen Chef-Philosophen, pünktlich nach der Bescherung über den Bildschirm. Selbst für mich als Exil-Saarländer gehört das noch immer zum Pflichtprogramm. Nicht weil ich etwa darüber lachen kann, vielmehr aus Nostalgie. Der Streit um die verbrannten Plätzchen und ob die Würstchen kalt oder warm zum Kartoffelsalat gegessen werden sollen, der schiefe Weihnachtsbaum und die fehlende Christbaumspitze ist Realität. Das sind saarländische Weihnachten. Und wenn der Becker Heinz am Schluss vor dem umgestürzten Baum dann sagt: "Ich saan immer: Weihnachten iss reine Nervensach!" Recht hat er. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.

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