guten_morgen_1105_2

Wenn ich die erwische", denke ich mir so manchen Morgen. Schon wieder schleiche ich mit leeren Händen vom Briefkasten zurück in meine Trierer Stadtwohnung. Meine Zeitung ist weg - eiskalt aus dem Briefkasten gefischt.

Was für ein Ärger! Wer macht so was nur? Aber ich habe einen Verdacht: Der Dieb ist eine Frau. Eine Frau mit Stöckelschuhen, die - wahrscheinlich auf ihrem Weg zur Arbeit - gegen 5.30 Uhr morgens an meiner Erdgeschosswohnung vorbeidackelt. Klack, klack, klack - Stöckelschuhe auf Kopfsteinpflaster - ich wache auf. Die Frau stöckelt gerade an meinem Schlafzimmerfenster vorbei. Klack, klack, klack. Jetzt muss sie auf Höhe der Haustür mit den Briefkästen angekommen sein. Das Klacken verstummt für einen Moment (in dem sie mit ihren langen zierlichen Frauenhänden nach meiner Zeitung fischt), dann macht es klack, klack, klack, und sie ist weg. Ich liege im Bett und weiß, dass alles zu schnell geht, um sie noch zu erwischen. Neulich hab ich mit meinem Nachbarn darüber geredet - dessen Zeitung wird auch hin und wieder geklaut. Erst wollten wir uns gemeinsam auf die Lauer legen, die Diebin in Stöckelschuhen auf frischer Tat ertappen. Nun haben wir das Problem allerdings anders - ich will sagen: eleganter - gelöst: Abends, bevor mein Nachbar ins Bett geht, trinkt er extra ein bis zwei Liter Wasser. Morgens, immer so gegen 4 Uhr, muss er dann sein Geschäft erledigen und nimmt im Anschluss unsere Zeitungen mit ins Haus. Und wenn ich später meine Wohnungstür öffne, liegt er diebstahlsicher auf dem Fußabstreifer im Hausflur: mein Trierischer Volksfreund.

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