guten_morgen_12.12_sos

Meine Arbeit hat mich zum Baum-Experten gemacht. Ein Höhepunkt des Lokaljournalismus' ist das kritische Begutachten offizieller Weihnachtsbäume. Ist er groß, gerade, Tanne, Fichte? Privat gebe ich mein Fachwissen schon an die nächste Generation weiter.

Jetzt war mein Söhnchen von der Familie seines Freundes zum Weihnachtsbaum-Schlagen eingeladen. Ich trug ihm Baum-Punkt eins vor: Die entscheidende Größe. Unser Haus ist klein: Der Baum dürfe ihm höchstens bis zur Brust reichen. Derweil wollte ich (kleines Haus: großer Speicher!) den Schmuck suchen. Ich fand als Erstes die tollen roten Glaskugeln. Die hatte ich in meiner "Noch-kein-Baum-Profi-Zeit" erstanden. Ich glaube, die sind mit Blei gefüllt. Sie bringen jeden Zweig zum Abbrechen. Ich wog die Kugeln in der Hand, ob sie vielleicht abgenommen hätten, da kam ein Notruf aus der Eifel und die vorzeitige Heimkehr meines Sohns. Just in der Schonung muss ihn ein Magen-Darm-Virus erwischt haben. Das kann ich jetzt locker sagen, nachdem in der Notaufnahme des Krankenhauses "der Blinddarm" ausgeschlossen werden konnte. Der Kinderarzt und die Krankenschwester kamen mir vor wie Engel. Dann hat mich die Rückfahrt von der Klinik auf alternative Deko-Gedanken gebracht. So eine dünne Folie für Unfälle habe ich nicht nur im Auto, sondern auch in der Küchenschublade. Als es meinem Kleinen wieder besser ging - er hat übrigens heldenhaft noch vor Krämpfen und Erbrechen den perfekten Minibaum gefunden -, konnte ich mit der Rettungsdecke das Tännchen untenrum üppig vergolden. Ich glaube, das ist genug "Deko". Die schweren Kugeln bollern vorübergehend gegen das Treppengeländer. "Ist das nicht schön?" fragte ich alsdann den Hausherrn. Der sagte nur: "Ja." Na, Hauptsache unser Kleiner strahlt mehr als jede Lichterkette und ist nicht mehr grün um die Nase.

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