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Es geht doch nichts über eine gute Nachbarschaft. Auf meine Nachbarin Julia jedenfalls kann ich mich voll und ganz verlassen. Wenn ich beispielsweise in den Urlaub fahre, gießt sie meine Blumen. Zumindest dachte ich das - bis ich neulich von meiner zehn Tage währenden Trier-Abstinenz zurückkam und meine beiden Zimmerpflanzen mich mit kläglich hängenden Köpfen begrüßten.

Ich ahnte Schlimmes, als ich meinen Blick auf den Balkon und die drei dicht bepflanzten Kästen richtete. Immerhin war fast eine Woche lang der Hochsommer ausgebrochen, und ich sah mich schon durch die Gartencenter Triers flitzen, um neue Stiefmütterchen, Petunien und Geranien einzukaufen. Doch, nanu? Meine bunte Balkonpracht erfreute sich bester Gesundheit. Sollte Julia etwa mutwillig meine Zimmergewächse mit Nichtbeachtung gestraft haben? Während ich noch über der Lösung dieses Rätsels brütete, klopfte es an meiner Tür - Julia stand dort und stammelte mit zerknirschtem Gesicht, dass sie sich gleich nach einem ihrer ersten Gieß-Rundgänge aus meiner Wohnung ausgesperrt hätte. Haustürschlüssel drinnen, sie draußen. Das war's dann mit dem Blumengießen. Der traurige Zustand meiner Zimmerpflanzen war damit geklärt, nicht aber die Top-Form der Balkongewächse. Dieses Phänomen klärte Julia im nächsten Satz: Ich solle mich nicht wundern, wenn mich in den nächsten Tagen die Nachbarn von gegenüber mal darauf ansprechen würden, warum sie mit Leiter, männlicher Hilfe in Gestalt ihres Freundes und Gießkanne auf unerlaubtem Wege auf meinen Balkon geklettert sei. Es sei allen Zuschauern, die Böses dachten, gesagt: Julia hatte eine Mission zu erfüllen - die Rettung meiner Balkonpflanzen!

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