guten_morgen_27.05._alf

Dass meine Vorfahren Jäger und Sammler waren, braucht mir kein Anthropologe zu erzählen. Sobald ich einen Fuß auf den Speicher setze - und das gelingt mir jetzt auch wieder nach einer kleinen Räumaktion - bin ich mir sicher, dass die Sammel-Gene tief in mir drin sein müssen.

Und jedes Mal sage ich mir: Warum habe ich nur all diesen Schrott aufgehoben? Und wenn man dann doch etwas braucht, weiß man nicht, wo man suchen soll. So erging es mir kürzlich. Vor 40 Jahren, als elfjähriger Pimpf, war ich mal im Besitz eines Heftchens, in dem alle Olympiasieger seit Athen 1896 aufgelistet waren, und in das ich fein säuberlich die Gold-, Silber- und Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Mexiko eingetragen habe. Jetzt, unmittelbar vor den Spielen in Peking, ließ mir der Gedanke an dieses Teil, das über Jahrzehnte aus meinem Bewusstsein verschwunden war, keine Ruhe mehr. Es ging nicht um die Medaillengewinner - die Namen wären mit ein paar Klicks aus dem Internet herausgefischt; es war das Heft, das mich reizte. Wie sah es aus? Welche Firma hatte es herausgegeben? Hatte ich die Einträge hingekritzelt oder "schön" geschrieben? Gab es noch Vermerke, die auf meinen damaligen Gemütszustand oder Interessen schließen ließen? Nach einigen Stunden akribischer Suche habe ich das Corpus Delicti tatsächlich gefunden - in einem der vielen Schuhkartons, inmitten von Briefen, Postkarten, Zeitungsausschnitten und Bierdeckeln. Nun hat die Sammler-Seele endlich Ruh': Das Heft wurde von der Gasoline AG, Hannover, herausgegeben, und Beamon, Bob (USA) hat mit 8,90 Meter den Weitsprung der Männer gewonnen. Da fällt mir ein: Das Foto von dem Jahrhundertsatz müsste ich eigentlich ausgeschnitten haben…

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