guten_morgen_AF_0508

Der Duft des frischen Morgens liegt in der Nase. Erste Sonnenstrahlen kitzeln die Augenlider. Die Blaumeise singt dazu ihr schönstes Lied. Und nur die millimeterdünne Zeltwand trennt mich von den Wundern des neuen Tages.



Ja, so ähnlich sieht sie aus, meine persönliche Hölle. Die Aussichten auf eine spätere Camper-Karriere habe ich mir irgendwann selbst verbaut. Das Langzeitgedächtnis verbindet Zelten dann auch vor allem mit Zahlen: Die vermeintliche Blaumeise wiegt zwei Zentner, trägt wahrscheinlich ein "Ich-hasse-euch-alle"-Shirt und lässt heute mal den Motörhead-Lemmy sein schönstes Lied singen - aus der 4x2500-Watt-Surround-Anlage, die drei Meter Luftlinie von meinem zarten Trommelfell eine neue Heimat gefunden hat.

So endet das ungleiche Duell zwischen "aktuellen Dezibel" und "geschlafenen Minuten" unentschieden - mit 135 zu 135, brutto und ohne Verlängerung. Das muss ja auch mal reichen. Die morgendliche Körper-Inventur ergibt 34 neue Mückenstiche. Das sind 20 Prozent weniger als am Vortag. Immerhin - das Autan wirkt also doch. Als Amuse-Gueule für den noch müden Gaumen gibt es kaltes Discounter-Cevapcici mit einem Hauch von Weißblech-Aroma. Dazu muss man die Schale nur ein paar Stunden in die brütende Sonne stellen und dann über Nacht abkühlen lassen - Paul Bocuse wäre stolz auf mich. Jetzt noch schnell jedem freundlichen Gräser-Pollen ein herzliches "Hallo" zugeniest, und schon ist der Tag dein Freund. Vielleicht war es damals einfach auch keine gute Idee, in Lloret de Mar zelten zu gehen. Buenos dias!

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