guten_morgen_ahs_reserve

Oh, wie gerne würde ich Bedienungsanleitungen verstehen, tue ich aber nicht. Als noch anspruchsvoller entpuppt sich häufig der Kauf des Gerätes zur Bedienungsanleitung, wie kürzlich bei meinem neuen Telefon.

Auf die Frage, wie er mir weiterhelfen könne, antwortete ich dem Verkäufer - nennen wir ihn S. -, dass ich ein schnurloses Telefon brauche. So weit, so gut. Aber da hatte ich die Rechnung ohne das bunte Repertoire der Sonderfunktionen gemacht. Farbdisplay oder "nur" schwarz, Anrufbeantworter inklusive oder doch lieber separat, Speicherkapazität, zehn oder doch lieber 10 000 verschiedene Klingeltöne und so weiter. Meine Wunschliste beschränkte sich dagegen auf "muss gut in der Hand liegen", lieber schwarz als silber und beleuchtete Tasten. Diese Punkte berücksichtigend, pochte S. aber noch mal auf die "anderen Sonderfunktionen", deren Wichtigkeit bei mir irgendwo zwischen schnurzpiepegal und niedrig lagen. Deshalb parierte ich einen jeden Vorschlag mit "Waaaruuum?" Doch Verkäufer S. blieb freundlich. Nach einer halben Ewigkeit hatten wir uns auf einen Kompromiss aus meiner Wunsch- und seiner Sonderfunktionsliste geeinigt. Endlich konnte es an die Inbetriebnahme gehen. Ungeduldig wie ein Wiesel überflog ich die Bedienungsanleitung: Akku rein, Knopf gedrückt und ab auf die Ladestation und dann... aus, statt automatische Anmeldung. Ich probierte nicht weiter, sondern packte mein schwarzes (!) Telefon wieder ein. Verkäufer S. gegenüber wagte ich eine vorsichtige Prognose, dass ich der Anleitung korrekt gefolgt sei und ergo das Gerät kaputt sein müsse. Kommentarlos öffnete er die Hörerklappe. Ein Blick, ein Drücker, Akku fest. Mehr als ein peinlich-berührtes "Oooh" brachte ich nicht hervor. Und er? Er schwieg. Noch beim Rausgehen dankte ich ihm still dafür.

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