guten_morgen_bec_1710

Ich geb's gerne zu: Ich bin ein Klugscheißer! Verzeihen Sie die Wortwahl, aber es ist nun mal so. Vergangene Woche zum Beispiel: Vor meiner Wohnung parkt ein Wagen so verquer, dass unter normalen Umständen drei Autos Platz gehabt hätten.

An Selbsterkenntnis glaube ich nicht - und deshalb gebe ich dem "kreativen" Einparker einen dezenten Hinweis per liebevoll handgeschriebenem Zettel an der Windschutzscheibe. Oder die Anrufe netter Menschen, die mir was am Telefon verkaufen wollen. Freundlich säuseln sie ihre Angebote durch die Leitung. Genau so lange, bis ich nach 20 Sätzen am Stück eine klitzekleine Atempause schamlos ausnutze, um meinen Gesprächspartner zu fragen, ob er wisse, dass das, was er gerade tut, illegal ist. Was dann folgt, ist immer dasselbe - und ich genieße es jedes Mal: Eine Pause, ein erschrockenes "Äh", schließlich das Tuten des Telefons. Wunderbar die Vorstellung, dass der Mensch, der mich eben noch in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett geworfen hat, nun Angst hat, mit einem Bein im Gefängnis zu stehen. Das alles tue ich nicht aus persönlicher Rachsucht oder Besserwisserei (obwohl ich es natürlich besser weiß). Nein, ich glaube fest daran, dass ich die Welt damit ein kleines bisschen besser machen kann. Auch wenn es nicht jedem sofort einleuchten mag: Das ist mein Beitrag für eine gerechtere Gesellschaft. Für ein schöneres Deutschland. Irgendwann werde ich es schaffen mit meinem Drang, immer das letzte Wort haben zu müssen: Die Ampeln in Trier werden so geschaltet sein, dass es eine grüne Welle gibt, die diesen Namen auch verdient. Der FC Bayern München wird auf ewig immer nur Zweiter sein - gleich hinter Eintracht Trier. Eva Herman wird den Rest ihres Lebens in einem Kloster verbringen - Schweigegelübde inklusive. Und Guten-Morgen-Kolumnen werden keine Zeilenbegrenzung haben. Wäre das nicht schön? bre

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