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Wenn man in eine fremde Stadt zieht, ist das jeden Tag ein bisschen wie im Urlaub. Man läuft mit dem Stadtplan vor der Nase in der Gegend herum, man entdeckt ständig irgendetwas Neues - und man lernt fleißig ein paar Worte in der Landessprache.

Wenn man nach Trier zieht, braucht man zum Glück nicht allzu lange einen Stadtplan, statt viel Neuem gibt es viele alte Steine - und das mit der Sprache ist so eine Sache für sich… In meiner Heimat, dem schönen Ostwestfalen, spricht man ein sehr gepflegtes Hochdeutsch. Gehen einem beispielsweise beim Backen die Zutaten aus, kann die Großmutter sicher aushelfen: "Ge ma' nach Omma un' hol' ma' Butta un' Eia!" Apropos Hol'ma': Das Wort "holen" haben die Leute hier anscheinend ganz besonders gern. Gleich in meiner ersten Woche in Trier klagte mir eine Kollegin ihr Leid, sie habe über Weihnachten schrecklich zugeholt und müsse nun endlich wieder abholen. Meine lieben Kollegen haben mich dann auch noch ins Kino mitgeholt und mir ans Herz gelegt, meine Vorgesetzten immer ernst zu holen. Und genau die haben mir hoffentlich all meine Anfängerfehler der ersten Wochen nicht allzu krumm geholt. Ich habe also manches Mal entsetzt die Augen verdreht, habe "holen" in all seinen seltsamen Ausprägungen schnell wieder aus meinem geistigen Vokabelheft gestrichen und habe mir fest vorgenommen: "Holen? Ich? Niemals!" Neulich stand ich dann mitten in der Markthalle eines schwedischen Mitnahme(!)-Möbelhauses im tiefsten Westfalen und fragte lauthals und zum völligen Unverständnis aller Anwesenden: "Wollen wir noch ein Paket Teelichter mitholen?" Willkommen in Trier! Willkommen zu Hause!

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