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Ich bin Metaller. Im musikalischen Sinn. Seit meiner ersten Begegnung mit Bands wie Saxon, AC/DC, Judas Priest oder Motörhead in den frühen Achtzigern bin ich Mitglied der Metal-Generation. Auch heute noch.

Und ich bin nicht der Einzige. Sie sind alle noch da, die Headbanger und Unruhestifter, deren bloßer Anblick zu Teenager-Zeiten böse Blicke oder alternativ hysterische Schreikrämpfe aus dem konservativen Lager provoziert hat. Nur sind sie heute besser getarnt, als Mitt- oder Enddreißiger, als Handwerker, Ärzte, Rechtsanwälte, Beamte und Familienväter. Oder Journalisten. Das bestätigte sich jetzt wieder in Ludwigshafen. Dort gaben Iron Maiden eines ihrer beiden Deutschlandkonzerte.Kurzinfo für Nicht-Metaller: Iron Maiden ist eine 1975 gegründete, britische Band, die als Wegbereiter des Metal gilt, und das gesamte Genre bis heute beeinflusst. Ihr Album "The Number of the Beast" (1982) gilt als die ideale Definition des Heavy Metal, die bis heute in dieser Perfektion nicht mehr erreicht wurde.Im Südwest-Stadion zelebrierten Iron Maiden ihr vor einem Vierteljahrhundert erschienenes Meisterwerk. Ludwigshafen und Mannheim waren fest in den Händen der Maiden-Fans, gekennzeichnet mit traditioneller Kutte oder entsprechendem T-Shirt. Doch das Erscheinungsbild, das in den Achtzigern noch so schön provokant war, ist heute normal. Vom Kneipier an der Ecke bis zum Polizisten an der Straßensperre, vom netten älteren Paar in der Straßenbahn bis zur Mutti mit Kind: "Geht ihr auch zu Maiden?", hieß es. "Genial." "Super." "Haut rein." Denn sie alle gehören dazu, sie alle sind Metaller. Sie sind nur etwas älter geworden und wirken äußerlich zivilisiert. Ich grüße an dieser Stelle alle Damen und Herren sehr herzlich, die Heavy Metal vor 25 Jahren als Teufelswerk verurteilen und den Untergang des Abendlandes vorhersagten. Wir sind noch da. Mitten unter euch.

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