guten_morgen_mr_26.09.07

Ich bin etwas enttäuscht von mir. Zum ersten Mal nämlich erwische ich mich bei etwas, das ich bis vor kurzem noch immer weit von mir gewiesen habe: Ich denke über das Älterwerden nach. Ja, es gab einen Anlass.

Was soll ich auch lange drumherum schreiben: Genau vor fünf Dekaden nämlich habe ich, obwohl ich mich ganz schön dagegen gewehrt haben muss, wie meine Mutter erzählte, meine erste WG bezogen: ein kleines Zimmer auf der Wochenstation des Prümer St. Joseph-Krankenhauses. Und weil all die, mit denen ich da so zusammen war, genauso viel herumplärrten wie ich, war der Mietvertrag schnell gekündigt. Im Focus habe ich vor ein paar Tagen übrigens gelesen, dass ich vom Alter her nun "über die Mittellinie" bin. Toll, spottete ich, diese Mutmacher. Noch ein paar Jahre, suggeriert dies doch, und ich stehe am Elfmeterpunkt, und dann noch ein paar Jährchen, und ich knie am Fünfer und so weiter. Aber: Lassen wir das. Jedenfalls bin ich froh, dass ich - im Gegensatz zu so vielen anderen - noch überhaupt keine Zipperlein habe. Na ja, das bisschen Bluthochdruck: Ist doch albern! Die Halswirbelsäule: kleinkariertes Getue! Und mein neuer Freund, der Tinnitus: Lachhaft, darüber redet man erst gar nicht! Heutzutage wird so etwas ignoriert. Vorwärts, Deutschland, sage ich da nur. Ein guter Freund hat mir allerdings neulich mal gesagt (der alte Sack ist übrigens schon 51), ich soll mal langsam einen Gang runterschalten. Na ja, so ist er halt. Er war schon immer etwas bequem und unambitioniert. Hoffentlich hat er nicht gemerkt, dass ich ihn nur mitleidig belächelt habe. So, bevor ich mich hier weiter über all die Wehleidigen auslasse, mache ich mich auf den Weg. Ich fahnde nämlich noch nach meiner inneren Mitte. Denn ein bisschen Potenzial müsste bei entsprechendem Coaching noch rauszukitzeln sein.Danach gehe ich dann mal zum Yoga. Mal sehen, was die Flaschen da machen.

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