guten_morgen_sn_22.04.

Es dauerte nur zehn Sekunden, dann hatte das Rasiermesser die etwa acht Zentimeter Haare durchtrennt. "Du wirst mit dem Pony ganz anders aussehen", hatte meine Friseuse gesagt und vielsagend gelächelt.

Ach was, acht Zentimeter weniger Haare, und das nur vor der Stirn werden schon nicht so viel ausmachen, dachte ich. "Steck dir einen Notizblock ein, um die ganzen Komplimente aufzuschreiben, die du jetzt bekommst", rief mir Sandra noch hinterher. Wie, was? Sah ich denn vorher so furchtbar aus? Mein erster Weg führt mich in die Redaktion. "Du siehst irgendwie anders aus", bemerkt meine Kollegin. Anders - aha. Der Kollege blickt auf: "Ja, schön." Klingt nicht wirklich überzeugend. "Wow - ganz toll und macht dich auch jünger", schallt es mir fröhlich eine Haustür weiter entgegen. Das wäre eine erste Notiz wert. Doch der Block wurde an dem Tag nicht mehr voll. Im Gegenteil: "Mama, zieh sofort die hässliche Perücke aus", ruft mein kleiner Sohn empört, als er aus der Schule kommt. Der Große kommentiert: "Du siehst schrecklich aus. Wie Oma Sigrid." Ich erzähl' das meiner Mutter am Telefon, und wir lachen schallend. "So, deine Kinder finden also, dass ich schrecklich aussehe", sagt sie. Kinder mögen anscheinend keine großen Veränderungen an ihren Müttern. Doch spätestens in einer Woche haben sie sich an den neuen Anblick gewöhnt, denke ich.Und dann überlege ich, wie wohl die Reaktionen wären, wenn ich die Haare zur Abwechslung mal schwarz färben würde.

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