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Noch haben die Beratungen für den städtischen Haushalt 2008 nicht begonnen, da denken die ersten Kommunalpolitiker bereits an die Folgejahre. UBM-Fraktionschef Manfred Maximini schlug in der Rathaus-Zeitung mit dem Begriff "Bürgerhaushalt" den Ball ins Spielfeld, die SPD-Stadtratsfraktion nutzt die Steilvorlage zu einem Torschuss.

Nach TV-Informationen bekamen CDU, Grüne, UBM und FDP dieser Tage Post von SPD-Fraktionschef Friedel Jaeger. Der Sozialdemokrat schlägt vor, für die Jahre 2009/2010 einen Doppelhaushalt als Bürgerhaushalt zu entwickeln. Dazu soll der Stadtrat noch vor den Haushaltsberatungen einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen beschließen, in dem die Verwaltung beauftragt wird, einen "Trierer Weg" aufzuzeigen. Was aber ist ein Bürgerhaushalt und wie unterscheidet er sich von herkömmlichen Haushalten? Der Bürgerhaushalt, auch Beteiligungshaushalt genannt, ist eine neue, direkte Art von Bürgerbeteiligung, die erstmals 1989 im brasilianischen Porto Alegre erprobt wurde. Dabei bemüht sich die Verwaltung einer Kommune um mehr Transparenz und räumt Bürgern das Recht ein, zumindest über einen Teil der Finanzausgaben mitzubestimmen. Normalerweise liegt die Entscheidungsbefugnis allein beim Stadtrat. In Deutschland verfahren rund ein halbes Dutzend Kommunen, vorwiegend in Nordrhein-Westfalen (zum Beispiel Hamm, Vlotho oder Castrop-Rauxel), mittlerweile nach dieser Methode und haben gute Erfahrungen gemacht. In Potsdam wurde im vergangenen Jahr der Haushalt gemeinsam mit Bürgern beraten und formuliert.Die SPD liegt mit ihrem Antrag voll auf der Linie von Oberbürgermeister Klaus Jensen, der sich Bürgerbeteiligung und Transparenz auf die Fahne geschrieben hat. Auch die Grünen postulieren diese Ziele seit Jahren. Da auch die UBM bereits das Stichwort "Bürgerhaushalt" ins Spiel gebracht hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich für den interfraktionellen Antrag der Sozialdemokraten eine breite Mehrheit im Stadtrat findet. Für die Bürger in Trier bedeutet das, sie können in absehbarer Zeit mitentscheiden, wofür ihre Steuergelder ausgegeben werden.

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