rm._guten_morgen_2102

Guten Morgen" von Morgen - das ist doch der, der so gerne die im Stadtbus aufgeschnappten Sprüche zum Besten gibt, mag der/die geneigte Leser/in jetzt denken. Diesmal nicht, denn auch die Trierer Fußgängerzone bietet auf engstem Raum spannende Erlebnisse.

Neulich morgens: Auf dem Hauptmarkt stehen vier junge Leute, die Pommes auf den Boden werfen und so Tauben anlocken, um sie dann zu bespucken. Ich habe das zweifelhafte Vergnügen, Augenzeuge eines Volltreffers zu werden - ausgerechnet vom einzigen weiblichen Mitglied des Quartetts. Einen Steinwurf weiter in der Fleischstraße verteilt ein junger Mann Rabatt-Karten eines Kaufhauses an Passanten. Einer lehnt - aus guten Grund - ab: "Lass stecken! Eich hann kaan Dispo mieh!" Will meinen: Er kann sein Konto nicht noch weiter überziehen. Kaum drin im nächsten Kaufhaus, traue ich meinen Augen nicht: Zwei Pubertäts-Pimpfe (maximal 15) besprühen sich in der Parfümerie-Abteilung gegenseitig und reichlich mit Duftwasser aus Testern. Eine Verkäuferin beobachtet das seltsame Treiben aus sicherer Entfernung. Doch ihr Blick verrät: Ihr stinkt's gewaltig. Beim Verlassen desselben Kaufhauses: Eine blonde Mittdreißigerin schnauzt ihren verdatterten kleinen Sohn an, weil der wildfremden Menschen (auch mir) "einfach so" die eine Tür aufhält, derweil seine "Schweschda" (saarländisches Idiom für Schwester) eine andere Tür eigenhändig öffnen muss. Der Rest des Geplärres übersetzt: Der "Schweschda" stehe fraglos eine Vorzugsbehandlung zu, und er, der Bruder, solle das doch "gefälligst einsehen". Armer Junge! Trotzdem - oder gerade deshalb - : Guten Morgen!

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