Kinder aus Biewer machen sich stark

Trier · Nach dem Schulplaner Wolf Krämer-Mandeau soll zwischen Pfalzel und Biewer nur eine Grundschule erhalten bleiben. Anja Orth, Schulleiterin am Biewerbach, und die Eltern wissen nicht genau, was aus der Schule wird. Um Klarheit zu schaffen, haben sie zu einer Veranstaltung Mitglieder des Stadtrates eingeladen. Dabei haben die Kinder alle Vorteile der Grundschule vorgestellt.

Trier. "Wir haben einen Wald”, "Wir haben Fußballtore”, "Wir sind eine Ganztagsschule”: Die Kinder der Grundschule am Biewerbach könnten die Vorzüge ihrer Schule stundenlang aufzählen. In der großen Turnhalle stehen die acht Klassensprecher vor allen Schülern und vor Mitgliedern des Stadtrates. Viele Hände ragen in die Luft. Fast jeder will etwas zugunsten der Schule sagen.
Ein Gespenst geht nämlich in der Biewerer Grundschule um: das Gespenst des Schulentwicklungskonzeptes, das für Unsicherheit sorgt. Nach dem Planer Wolf Krämer-Mandeau soll es für Pfalzel und Biewer nur eine Grundschule geben. Für ihn ist Kandidat zur Schließung die Einrichtung in Pfalzel. Deswegen befinden sich seit Monaten viele Pfalzeler Bürger auf dem Kriegspfad. "Wir sind bisher sehr ruhig geblieben”, sagt Tom Cartus, Schulelternsprecher. "Doch ist die Situation unklar und wir bekommen langsam Schiss, dass wir auch auf der Kippe stehen könnten”. Die Grundschule Biewerbach wurde von Krämer-Mandeau bevorzugt, weil sie technisch gut ausgestattet ist und keine Sanierungen braucht. "Aber wir haben ein Problem mit den Schülerzahlen”, gibt Anja Orth zu, die Schulleiterin.
Tatsächlich sinken sie in diesem Schulbezirk, seitdem auch Ehrang ein Ganztagsangebot hat. "Damit ist die Zweizügigkeit für das nächste Jahr gefährdet”, sagt Orth. Das würde gegen die Vorsätze des Krämer-Mandeau-Masterplans stoßen. Für ihn spricht die Einzügigkeit gegen den Erhalt einer Schule.
"Die Zweizügigkeit ist aber keine rechtliche Vorgabe”, antwortet Bernd Michels, Stadtratsmitglied der CDU. Das Konzept der Biewerer Schule basiert auf der Montessori- und Demokratiepädagogik (siehe Extra). Das überzeugt weit hinaus über die Grenzen des gesetzlichen Schulbezirkes. "Wir haben viele Bewerbungen”, sagt die Schulleiterin, "wenn die Eltern frei wählen können, hätten wir überhaupt kein Probleme mit den Schülerzahlen”. Eine Erweiterung des Schulbezirkes, das wünscht sich Orth. Das ist aber Sache der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).
"Wenn man sich den hervorragenden Zustand des Gebäudes anschaut, ist auch eine mögliche Einzügigkeit kein Thema”, sagt Michels. Das Stadtratsmitglied versichert der Schulleiterin und den Vertretern der Eltern, dass es gar keine konkrete Pläne über Schließungen von Schulen gibt: "Wir erwarten, zwischen März und Mai eine Bestandaufnahme zu haben”, sagt er. Damit soll eine sachliche Analyse der Investitionen oder des Sanierungsbedarfes möglich werden. "Bis wir so was nicht haben, ist nichts entschieden”, sagt Michels.
Gegen Schließungen


"Wir lassen uns nicht vorschreiben, ob eine Schule geschlossen wird oder nicht”, sagt Felix Brand von der FDP-Stadtfraktion." Entscheidend ist am Ende der Stadtrat”, fügt Michels hinzu. Auch die anderen zwei anwesenden Stadtratsmitglieder sprechen sich für den Erhalt der Grundschule am Biewerbach aus. "Die FWG ist gegen Schließungen, vor allem von Grundschulen, die vernetzt in den Örtlichkeiten sind”, sagt Margret Pfeiffer-Erdel. Gleicher Meinung ist auch die Vertreterin der Linke, Katrin Werner: "Meine Partei unterstützt keine Schließungen, die Grundschulen sind wichtige soziale Räume in den Stadtteilen für die Kinder".
"Nach diesem Treffen bin ich beruhigter”, sagt die Schulleiterin. Die Lage sei nicht klar und die Kommunikation mit der Stadt auch mangelhaft, beschwert sich ein Vater. Damit entstünden Ungewissheit und Angst. "Wir werden dann bei der ADD Druck machen, was die Grenzen der Schulbezirke betrifft”, sagt Orth.
"Bei uns gibt es Platz und alles ist gut im Schuss, wir würden sehr gerne neue Schüler aufnehmen”.Extra

140 Kinder besuchen die Grundschule in Biewer. Die Montessori-Pädagogik spielt eine große Rolle. "Hilf mir, es selbst zu tun" ist dabei der Grundsatz. Zu Beginn des Tages können die Kinder in der sogenannten freien Arbeit wählen, mit welchem Thema oder mit welcher Arbeit sie sich beschäftigen möchten. Die Lehrkräfte halten sich zurück, beobachten und begleiten die Lernprozesse der Kinder. Das Kind bestimmt selbst den Arbeitsrhythmus. Fest steht, dass angefangene Arbeiten beendet werden müssen. Das Schulleben dreht sich auch um das Motto "Demokratie lernen und leben”. Daraus sind eine Kinderkonferenz, der Klassenrat und verschiedene Dienste wie der Blumendienst entstanden. bc

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