Trierer Schulkonzept: Es dauert länger als geplant

Trier · Ursprünglich sollte die Entscheidung über die Zukunft der Trierer Schulen bis Mitte November fallen. Nun wird es wohl doch Dezember oder gar Februar bis zu einer Entscheidung des Stadtrates. „Wir suchen lieber in Ruhe eine Gesamtlösung, für die eine Mehrheit absehbar ist“, sagt Schuldezernentin Angelika Birk.


Nach der nicht-öffentlichen Sitzung des Schulträger-Ausschusses zog die grüne Dezernentin sanft die Handbremse. Gutachter Krämer-Mandeau werde, nachdem die Anhörungen nun abgeschlossen seien, sein Konzept um "einige B- und C-Pläne" (Birk) erweitern. Das werde etwas länger dauern als ursprünglich vorgesehen.

Zudem melden die Stadtratsfraktionen ausführlichen Diskussionsbedarf an - nachdem sie sich im Ausschuss die Argumente aller Seiten anhören konnten. Bis zum November sei das nicht zu schaffen, befindet Birk. Auch wenn sie weiß, dass damit die Möglichkeit verloren geht, erste Maßnahmen bereits in den kommenden Doppelhaushalt 2013/14 einzubringen.

Dass das Gesamt-Konzept renoviert werden muss, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass das Schulministerium in Mainz dem Ansinnen, am Standort Mäusheckerweg eine zweite IGS einzurichten, bis auf Weiteres eine Abfuhr erteilt hat. Die Ministerial-Experten sehen keinen ausreichenden Bedarf.

Damit fällt aber ein wesentlicher Baustein des Konzepts: Krämer-Mandeau wollte am Mäusheckerweg die dortige Realschule plus mit ihrem Pendant in Trier-West zu einer neuen IGS verschweißen. Nun stellt sich die Frage, was in West passiert und wie man den gut ausgebauten, aber derzeit wenig gefragten Standort am Mäusheckwerweg belegt. Die IGS vom Wolfsberg hierher verlegen, wie es den Grünen vorschwebt? Ein Grundschulzentrum für alle Nord-Grundschulen, wie mancher spekuliert? Da spielt alles ineinander. "Wir müssen wohl ein neues Gesamtpaket schnüren", ahnt Angelika Birk.

Fest steht, dass der Handlungsbedarf am Mäusheckerweg groß und akut ist, weil sich für die beiden vorhandenen Schulen die Existenzfrage stellt. Birk will noch in diesem Monat eine Sondersitzung des Schulträger-Ausschusses anberaumen, der entscheiden soll, ob man in Mainz die vom Gymnasium geforderteAbschaffung der gemeinsamen Orientierungsstufe der RS-plus und des FSG beantragt. Eine klare eigene Position ist der Grünen-Politikerin nicht zu entlocken.

Ein deutlich stärkerer Akzent als bisher soll bei den Beratungen auf die weiterführenden Schulen gelegt werden. Gymnasien und Berufsbildende Schulen waren im Rahmen einer betont sachlichen Debatte am Dienstag im Ausschuss offensiv aufgetreten und hatten auf eigene Probleme wie den massiven Raummangel aufmerksam gemacht.
Meinung

Trier entscheidet nicht allein
Wenn es bei der Verschiebung nur darum geht, die notwendige Zeit zu gewinnen, um eine Konsens-Lösung zu finden, dann ist das vernünftig. Wäre es dagegen der Beginn eines Verschiebebahnhofs, an dessen Ende von einem runden Konzept nur noch ein paar Fetzen übrig bleiben, wäre es eine Katastrophe. Der bisherige Verlauf der Debatte gibt zu Hoffnung Anlass. Die meisten Fraktionen haben verstanden, dass ein "weiter so" die ohnehin prekäre Situation der städtischen Schulen dramatisch verschärfen würde - so weit ist Berater Krämer-Mandeau immerhin durchgedrungen. Da sollte man auch die Mühe und die Zeit investieren, nach einem Konsens zu suchen. Allerdings zeigt die IGS-Absage, dass es neben allen Trierer Akteuren mit Bildungsministerium und Schulaufsicht noch weitere Entscheidungsträger gibt. Die Signale, die aus Mainz und von der ADD kommen, sind widersprüchlich. Einerseits fordert man konsequentes Sparen und detaillierte Planung. Andererseits scheint man durchaus gewillt, die Trierer Pläne, wenn sie denn nicht passen, zu torpedieren. Das wäre schizophren. Es kann nicht Aufgabe der ADD sein, bis in kleinste kommunalpolitische Entscheidungen wie etwa den Standort einer Grundschule hineinzuregieren. d.lintz@volksfreund.de

Weitere Texte zum Trierer Schulkonzept in unserem Special .

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