Großer Andrang beim Tag der Ökumene

Trier · Offizielle Vertreter eines guten Dutzends christlicher Konfessionen sind am Samstag zum Tag der Ökumene der Heilig-Rock-Wallfahrt gekommen. Ein Trierer Ehepaar wünscht sich, gemeinsam Eucharistie feiern zu können.

Trier. Wäre man nicht in der Kirche, würde man die Kopfbedeckungen der Männer wohl lustig finden. Es gibt Zylinder aus lila Samt, turbanähnliche Rollen mit kurzen Schleiern und schwarze hohe Hauben mit langen Schleiern dran. Griechisch-Orthodoxe, Alt-Katholiken, Mennoniten, evangelische Methodisten und Angehörige etwa zehn weiterer Konfessionen sind nach Trier gekommen, um die Einheit der Christen zu demonstrieren.
Real existent ist diese gerade in wichtigen Dingen allerdings nicht: "Es wäre ein Traum, wenn beide Kirchen offen einander zum Abendmahl einladen würden", sagt Georg-Friedrich Lütticken. Der 68-Jährige ist Vorsitzender des Presbyteriums in Trier. Seine Frau Marlies Lehnertz-Lütticken ist katholische Religionslehrerin. Bislang können die beiden nur außerhalb ihrer Heimatstadt gemeinsam die Kommunion empfangen. "In Trier kann ich mit meiner Frau nicht zusammen Eucharistie feiern - dafür bin ich bei den katholischen Pastoren zu bekannt, es wäre ein Affront", sagt Lütticken. Das Ehepaar geht oft gemeinsam zum Gottesdienst. Häufig besucht aber auch jeder "seine" Kirche. "Das empfinde ich als zunehmend schmerzhaft", sagt Marlies Lehnertz-Lütticken, "aber mir liegt viel an der Vielfalt der katholischen Liturgie, an Gesang, Symbolen, Riten. Der evangelische Gottesdienst ist mir oft zu wortlastig."
Am Samstag sei in Trier die Ökumene allerdings deutlich zu spüren gewesen. "So viele Geistliche verschiedener Konfessionen haben gemeinsam den Ritus der Tauferneuerung gefeiert", sagt Georg-Friedrich Lütticken. Dass etwa 2000 Christen zu diesem Gottesdienst kamen, sei "eine Abstimmung mit den Füßen für die Ökumene" gewesen.
Auch Rüdiger Lancelle war mit dabei. Seit 40 Jahren setzt sich der Vorsitzende des Presbyteriums Cochem für die Ökumene ein. Nächstes Jahr fährt der 72-Jährige zum 40. Mal mit einer Jugendgruppe zur ökumenischen Glaubensgemeinschaft nach Taizé. "Evangelische und Katholiken sind sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich näher gekommen", sagt der Presbyterianer, der gleichzeitig ständiger Gast im katholischen Dekanatsrat Cochem ist. Zwar hätte er sich gewünscht, dass das Bistum die Wallfahrt auch ganz offiziell nicht Heilig-Rock-Wallfahrt, sondern Christuswallfahrt nennt. Denn dann wäre die Hürde, daran teilzunehmen, für viele Protestanten wohl niedriger gewesen. "Aber das Entscheidende ist, dass wir gemeinsam zu Jesus Christus unterwegs sind."

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