Petrus sei Dank: Der Regen wird wärmer

Trier · Gut zwei Wochen Heilig-Rock-Wallfahrt, davon zwölf Tage verregnet. Stadtpatron Petrus stellt nicht nur Pilger auf eine harte Probe. Am Freitag immerhin eine relativ positive Nachricht: Der Regen wird wärmer.

Trier. "Ich versteh das nicht", wundert sich am Freitagnachmittag eine Pilgerin mit unverkennbar bayerischem Akzent auf dem Hauptmarkt zu ihrer Begleiterin. Sie habe vorhin zu Hause angerufen: "Strahlend blauer Himmel, 25 Grad. Und hier?" Da herrscht Kontrastprogramm: Schwer lastet graues Gewölk auf der Domstadt. Und plötzlich beginnt es wieder zu regnen. Die Bedienung eines Restaurants mit Außenterrasse reagiert mit einem nicht druckreifen Fluch, als eine Gruppe Niederländer, deren Bestellung sie gerade aufnehmen will, sich spontan zu einem Ortswechsel entschließt. Ab in die Gangolfkirche! Da ist es trocken.
Petrus, Triers Stadt- und Dompatron und laut Volksglauben fürs Wetter zuständig, meint es derzeit nicht gut mit seinen Schäfchen. Der letzte wirkliche Sonnentag ist so lang her, dass sich anscheinend nur noch ältere Menschen daran erinnern können. Und das ausgerechnet in der Wallfahrtszeit. "Man muss das positiv sehen", meint Ursula Schultze (66), die am Freitag aus Bensheim/Bergstraße zum Heiligen Rock gereist ist: "Trier ist eben besonders gesegnet." Tatsächlich erfüllt das Trostlos-Wetter schon fast den Tatbestand eines Alleinstellungsmerkmals. In weiten Teilen der Republik herrscht eitel Sonnenschein - nur eben nicht in Kurtrier.
Ascolaner in Bella Treviri


Fast schon ein Grund für Galgenhumor: "Immerhin: der Regen wird wärmer", findet Eventmacher Andreas Berg (38), der schon mehrfach die Saisoneröffnung seiner Sky-Lounge auf der Karstadt-Dachterrasse hat verschieben müssen. Jetzt hat er die Faxen dicke: "Wir gehen am 1. Mai an den Start. Basta." Tatsächlich stehen die Chancen für eine Wetterbesserung im Tiefdruckzonen-Randgebiet Trier nicht schlecht. Wo am Freitag die Quecksilbersäule mit viel Mühe gerade mal auf 14 Grad kletterte, sind fürs Wochenende Ü20-Temperaturen angesagt und - man mag es kaum glauben - Sonnenschein! Ob man dem Braten trauen kann, muss sich erst noch zeigen. Der Freitag hatte ja freundlich begonnen. Aber dann …
Wetterkonstanz im positiven Sinne ist nicht zuletzt den Wallfahrtshelfern im Freiluft-Einsatz zu wünschen und zu gönnen. Denen, die auf dem Viehmarkt die mit Park&Ride-Bussen ankommenden Pilger in Empfang nehmen und beraten, wurde am Donnerstag wenigstens eine kleine Verbesserung zuteil: Für sie wurde eine kleine Holzhütte zum Schutz aufgestellt.
Was die Vorhut der Pilger-Delegation aus Triers italienischer Partnerstadt Ascoli-Piceno nicht vor einem Klimaschock bewahrt. Bei 25 Grad und wolkenlosem Himmel in Pescara ins Flugzeug gestiegen, empfängt sie "Bella Treviri" mit Witterungs-Tristesse. Wie gut, dass Giovanni Cipollini (62), früher Direktor für Kultur und Tourismus, mit dabei war. Der kennt sich mit Trier aus und versichert seinen Begleitern, dass das Wetter kein Gradmesser für die Gastfreundlichkeit seiner Einwohner ist.

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