Relative Ruhe vor dem Ansturm

Trier · Unproblematisch verlief am Freitag der Auftakt der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Einzig die vielfache Missachtung der Einbahnstraßenregelung in der Weberbach während der einmonatigen Pilgerzeit sorgte für leichte Aufregung.

Trier. "Hei is Einbahnstraaß, Dau Spacko!" Der Fahrer des Paketservice-Wagens, dem dieser derb-trierisch formulierte Hinweis eines erzürnten Fußgängers in der Weberbach gilt, zeigt sich ungerührt und fährt einfach weiter. Fast im Minutentakt folgen Personenwagen mit - kein Scherz - luxemburgischen und Bitburger Kennzeichen. Wie deren Fahrerinnen und Fahrer jeweils das Kunststück fertiggebracht haben, aus der Südallee in die aus dieser Fahrtrichtung gesperrte Weberbach hineinzukommen und dabei eindeutige Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen zu ignorieren, ist nicht bekannt.

Die "Geisterfahrer" am späten Freitagvormittag in der Weberbach, die wegen der Wallfahrt zur Einbahnstraße in Fahrtrichtung Südallee umfunktioniert wurde, um das reibungslose An- und Abfahren von Pilgerbussen zu ermöglichen, sorgen für den einzigen größeren Aufreger am Wallfahrts-Starttag. Ansonsten herrscht eitel Sonnenschein - auch in meteorologischer Hinsicht. "Wäre doch jammerschade, wenn es wieder so regnen würde wie am Donnerstag", freut sich Wallfahrts-Geschäftsführer Wolfgang Meyer (54) über die wunderbare Wetterbesserung. So könne es gerne bis zum 13. Mai weitergehen. Das dürften auch die 2300 ehrenamtlichen Helfer und rund 1000 Mitwirkendem am Programm der Heilig-Rock-Wallfahrt so sehen.
Besucher bringen Fäden mit


Andreas Sittmann zeigt sich bereits am Starttag sicher: "Das wird ein megaschönes Event!", frohlockt der 49-Jährige, der das Programm auf der Hauptmarkt-Bühne koordiniert und dort auch selbst auftritt.

Auch im Zelt auf dem Domfreihof ("Geistlicher Empfang"), das die Pilger auf dem Weg zum Heiligen Rock im Dom durchschreiten, herrscht positive Stimmung. Sandra Bartmann (42) von der Teamleitung zeigt sich "sehr beeindruckt davon, wie viele Menschen Woll- und Seilfäden mitbringen". Aus diesen "Lebensfäden" entsteht auf einem Webstuhl ein neues Tuch als sichtbares Zeichen des Wallfahrtsmottos "Und führe zusammen, was getrennt ist".
Allerdings gibt es auch Optimierungsbedarf. Als ein US-amerikanisches Touristenpaar im Zelt auftaucht und wissen will, was es mit der Menschenansammlung vor der Kathedrale auf sich hat, ist niemand zur Stelle, der adäquat darauf antworten könnte. "Es wäre schön, wir hätten mehr Leute, die gut Englisch oder Französisch sprechen können", heißt es in Helferkreisen.

Das von vielen Trierern befürchtete Verkehrschaos fällt am Freitag komplett aus. Während an den vorangegangen Werktagen mittags nur mit Mühe, Not und Geduld noch ein Parkplatz in den öffentlichen Großgaragen zu ergattern war, gibt es am Freitag noch reichlich Kapazitäten. Was möglicherweise daran liegt, dass auch viele Umland-Bewohner für ihre Einkaufsfahrt den Wallfahrts-Park&Ride-Service nutzen. "Ich parke mein Auto im Messepark und fahre mit dem Bus in die Stadt und zurück - alles kostenlos", meint eine Frau aus dem Vorort Igel, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte: "Muss ja nicht jeder wissen, dass ich ja eigentlich schnorre, denn mit dem Heiligen Rock habe ich nix am Hut."

Für viele Gastronomen ist die Wallfahrt "Glaubenssache": "Ich glaube, das wird ein ganz großes Ding", meint Anja Schneider (39), Betreiberin des Cafés Zeitsprung im Rheinischen Landesmuseum. Deshalb hat sie zusätzlich einen Stand aufgebaut und fünf weitere Leute eingestellt. Schon am Anfangstag brummt das Geschäft, denn im 150 Meter entfernten offiziellen Pilgerzelt erhalten lediglich Helfer mit Ausweis eine Mahlzeit. Der reguläre Betrieb startet am Samstag.

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