Bombenfund in Bahnhofsnähe

Eine fünf Zentner schwere Fliegerbombe ist gestern auf dem ehemaligen Bahngelände in der Güterstraße gefunden worden. Der Blindgänger wird am Freitagabend entschärft. Knapp 4000 Anwohner, Geschäfte, das Alleencenter und der Bahnhof müssen dazu ab 21 Uhr für mindestens drei Stunden evakuiert werden.

 Hinter dem Trierer Hauptbahnhof bedeckt ein Bagger mit seiner Schaufel die freigelegte Fliegerbombe. TV-Foto: Frank Göbel

Hinter dem Trierer Hauptbahnhof bedeckt ein Bagger mit seiner Schaufel die freigelegte Fliegerbombe. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Als müsse er sie beschützen, hat ein riesiger Bagger seine große Schaufel über der Bombe abgesenkt, die am Mittwochnachmittag auf der Großbaustelle an der Güterstraße freigelegt worden ist. "Die Bombe ist gut gesichert", erklärt Ralf Frühauf, Pressesprecher der Trierer Stadtverwaltung, "es kann nichts passieren.". Zusätzlich wird der Blindgänger rund um die Uhr von Sicherheitskräften bewacht. Nur wenige Meter weiter laufen die Bauarbeiten weiter: Die Deutsche Post AG lässt auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs einen neuen Zustellstützpunkt errichten (der Trierische Volksfreund berichtete).

Am Freitagabend soll die britische Bombe entschärft werden. Die längere Vorlaufszeit hängt mit den umfangreichen notwendigen Vorbereitungen zusammen: Im Umkreis von 500 Metern um die Fundstelle muss das dicht besiedelte Gebiet während der Entschärfung vollständig evakuiert werden. "Bis 21 Uhr müssen alle Häuser, Geschäfte und Firmengebäude leer sein", beschreibt Frühauf den Evakuierungsplan. Polizei und Feuerwehr kontrollieren jedes Haus. Insgesamt müssen 38 030 Bewohner ihre Wohnungen verlassen.

Alle Bewohner, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen, können ab 20 Uhr entweder in die Berufsbildende Schule in der Langstraße, die Grundschule Kürenz in der Soterstraße 3 oder die Egbert-Grundschule in der Olewiger Straße kommen. Dort werden Versammlungsräume eingerichtet. Behinderte und hilfebedürftige Menschen können unter der Telefonnummer 0651/9488-155 Unterstützung anfordern.

Auch der Bahnhof wird evakuiert: Als letzter Zug darf nach aktuellem Planungsstand der ICE aus Koblenz um 21.45 Uhr einfahren. Danach werden die Gleise gesperrt. Der Busverkehr wird um den Bahnhofsvorplatz umgeleitet. Auch das Alleencenter muss geräumt werden.

Um 22 Uhr soll die Bombe durch Experten des Kampfmittelräumdienstes entschärft werden. "Die Experten gehen davon aus, dass sie inklusive der Nacharbeiten rund zwei Stunden Zeit benötigen", erklärt Frühauf. Gegen 24 Uhr in der Nacht zum Samstag könnten die Anwohner demnach wieder zurück in ihre Wohnungen. Auch Busse und Züge sollen dann wieder wie gewohnt fahren. Explosive Funde Bei den Bombenangriffen der alliierten Mächte des Zweiten Weltkriegs gingen über dem Trierer Stadtgebiet im Herbst und Winter 1944 mehr als 1000 Tonnen Brand- und Sprengbomben nieder. Nicht alle explodierten, viele Bomben liegen noch heute bis zu zwei Meter tief in der Erde. Bei Bauarbeiten werden die Blindgänger häufig entdeckt: März 2010: Ein Bagger beförderte auf einer Großbaustelle an der Zurmaiener Straße eine 50 Kilogramm schwere US-Fliegerbombe ans Tageslicht. Am Abend wird die Zurmaiener Straße auf Höhe der Baustelle gesperrt, die Moselschifffahrt eingestellt. Knapp 50 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. 15 Minuten später ist die Bombe entschärft. März 2007: Bei den Erdarbeiten für den Neubau am Klinikum Mutterhaus in Trier-Mitte stoßen Bauarbeiter auf einen 250-Kilo-Blindgänger. Nicht nur rund 5000 Anwohner, sondern auch 600 Patienten der Klinik und zwei Seniorenheime müssen evakuiert werden. Wegen des immensen logistischen Aufwands wird die Entschärfung der Bombe drei Tage lang aufgeschoben. März 2006: 2100 Anwohner in Trier-Euren müssen für zweieinhalb Stunden ihre Wohnungen verlassen, weil bei Bauarbeiten in einem Wohngebiet eine fünf Zentner schwere Fliegerbombe freigelegt wurde, die entschärft werden muss. März 2002: Bei Bauarbeiten für die neue Umgehung B 53 wird bei Trier-Ehrang in Nähe des Trierer Hafens eine 125-Kilo-Fliegerbombe entdeckt. Während der Entschärfung müssen Großbetriebe wie Michelin und das Moselstahlwerk geräumt werden. Februar 2000: Hunderte Anwohner rund um den Hauptbahnhof müssen ihre Häuser verlassen, weil ein fünf Zentner schwerer Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg zwischen Fabrikstraße und Ostallee gefunden wird und entschärft werden muss. Februar 1999: Bei Ausschachtungsarbeiten neben der Eurener Straße taucht eine amerikanische Fünf-Zentner-Fliegerbombe auf. Rund 2000 Bewohner und Beschäftigte werden in Euren, Trier-West und dem Gewerbegebiet Im Speyer kurzfristig evakuiert, der Blindgänger wird problemlos entschärft. (woc) Evakuierungsplan In folgenden Straßen müssen Anwohner am Freitag vor 21 Uhr und voraussichtlich bis 24 Uhr ihre Wohnungen und Häuser verlassen: Agritiusstraße, Am Deimelberg, An der Schellenmauer, Bahnhofsplatz, Bahnhofstraße, Balduinstraße, Bergstraße (Hausnummer 1 bis 10 und 63 bis 77), Bismarckstraße, Brühlstraße (nur Hausnummer 34), Christophstraße (bis Hausnr. 13), Deworastraße, Domänenstraße (nur Hausnr. 1), Dominikanerstraße, Fabrikstraße, Gartenfeldstraße, Göbenstraße, Güterstraße, In der Reichsabtei, Kochstraße, Kreuzweg, Kürenzer Straße, Kurfürstenstraße (ab Hausnummer 25 und ab Nr. 38), Leanderstraße, Maximineracht, Maximinstraße (Hausnr. 17 bis 20), Moltkestraße, Ostallee (bis Hausnr. 39), Predigerstraße, Roonstraße, Sachsenstraße, Schönbornstraße, Schöndorferstraße, Sichelstraße (bis Hausnr. 15), Steingröverweg, Thebäerstraße (bis Hausnummer 45 und bis Nr. 34), Theodor-Heuss-Allee (ab Hausnummer 9), Windstraße (ab Hausnummer 17 und ab Nr. 16), Zum Schloßpark (nur die Hausnummern 3, 4, 6, 7 und 8). (woc)

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