Vorsichtiges Graben nach Weltkriegsbomben in Trier-Nord (Update/Fotos/Video)

Trier · Bevor das neue Berufsbildungs- und Technologiezentrum gebaut wird, lässt die Handwerkskammer ihr Gelände in Trier-Nord von einer Spezialfirma untersuchen. Laut Stadtverwaltung gibt es drei konkrete Verdachtspunkte, wo Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden liegen könnten.

Fünf Monate nach der Entschärfung einer 250-Kilo-Fliegerbombe in der Trierer Altstadt (der TV berichtete am 2. Juli) gibt es zwar keinen neuen Fund, aber eine gezielte Suche. Seit Mittwochmorgen läuft die Operation Blindgänger auf dem Gelände der Handwerkskammer (HWK) zwischen Loebstraße und Auer-von-Welsbach-Straße (siehe Grafik).
Die Luftbilder: Die Basis der Suche bilden Fotos, die am 22. Januar 1945 entstanden sind. Stadt-Pressesprecher Ralf Frühauf erklärt im Gespräch mit dem TV: "Es war damals gängige Praxis der Alliierten Streitkräfte, nach Bombenangriffen über die Zielgebiete zu fliegen und zu dokumentieren, was zerstört wurde und was nicht." Auf den Luftbildern sind typische große Bombentrichter zu sehen, aber auch viel kleinere Krater: Diese Spuren könnten von Blindgängern stammen.Das heutige HWK-Gelände liegt in der Nähe der Pfalzeler Bahnbrücke, die im Krieg als wichtiger Teil der Verkehrsinfrastruktur nachweislich Ziel mehrerer Luftangriffe war. Auf den historischen Bildern sind dort auch Laufgräben und Stellungen der Wehrmacht zu erkennen.
Die Spezialfirma: Kampfmittelbergungsfirmen haben sich darauf spezialisiert, im Vorfeld großer Bauprojekte Flächen zu untersuchen, bei denen ein Verdacht auf Blindgänger besteht. Im Auftrag der HWK graben die Experten an den drei Verdachtspunkten parallel, um mögliche Bombenfunde bei Bedarf in einem Zug entschärfen zu können. Betroffen ist die mit Bauzäunen abgesperrte große Freifläche im rückwärtigen Bereich, wo die bisherigen Hallen des Berufsbildungs- und Technologiezentrums für den geplanten millionenschweren Neubau abgerissen wurden. Für Mittwoch, 7. Dezember, lädt die HWK dort zur Grundsteinlegung ein.
Die Sicherheit: Der staatliche Kampfmittelräumdienst Rheinland-Pfalz sieht bisher "keine Gefahr für die Allgemeinheit". Auf Nachfrage bestätigt Stadt-Sprecher Frühauf: "Die Firma wird sicher sehr vorsichtig vorgehen." Constanze Knaack-Schweigstill von der HWK betont, es gebe lediglich den Verdacht auf mögliche Funde. Die 140 HWK-Beschäftigten arbeiten wie gewohnt in dem Gebäudekomplex, wo zudem Schulungen und Weiterbildungen laufen. Auch die benachbarten Firmen wie Natus und Farben Anthony wurden bisher nicht separat verständigt von der Stadt, die am Mittwochnachmittag eine Pressemitteilung zu den Grabungen verschickte.
Die mögliche Entschärfung: "Alles hängt davon ab, ob tatsächlich Kampfmittelrückstände gefunden werden", sagt Frühauf. Je nach Typ und Sprengkraft der Blindgänger greife für den Zeitpunkt der Entschärfung ein Evakuierungsplan für die umliegenden Gewerbebetriebe. Die Vorbereitungen von Feuerwehr, Polizei, Stadtwerken und weiteren Beteiligten laufen bereits. Erste Ergebnisse werden für Donnerstagnachmittag erwartet: "Wir werden die Öffentlichkeit umgehend informieren."

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